Das Marvel-Zeitalter in Bildern

Das Cover des Buches „Das Marvel-Zeitalter der Comics“ von Josh Baker | Taschen Verlag/dpa

Vom Unglaublichen Hulk bis zur Menschlichen Fackel: Marvel ist Popkultur in Reinform. Die grellbunten Cover des US-Comicverlags haben eine Reihe von Künstlern beeinflusst, allen voran Roy Lichtenstein. Marvel-Chefzeichner Stan Lee gilt Comicfans längst als unsterblich. Als seine Comicreihe „Die Fantastischen Vier“ im Jahr 1961 erstmals erschien, begann für Marvel das sogenannte Silberne Zeitalter.

Dieser Erfolgsepoche von 1961 bis 1978 setzt der Taschen Verlag ein Denkmal: „Das Marvel-Zeitalter der Comics 1961-1978“ erläutert die Vorgeschichte und Entwicklung. Auf fast 400 Seiten zeigt der Band die schönsten Cover aus dem Superhelden-Universum und greift exemplarisch Comicseiten heraus. 1961 hatte Marvel wie andere Comicverlage auch schwere Jahre hinter sich. Die zunehmende Kritik, ihre Hefte verderbten die Jugend, hatte die Branche an den Rand gedrängt. Superhelden galten in den 50ern als passé.

Erst mit dem neuen Jahrzehnt änderte sich die Stimmung. Es waren nicht mehr die „wortkargen, öffentlichkeitsscheuen Soldaten zweier Weltkriege“, die das Heldenbild bestimmten, wie Herausgeber Josh Baker beschreibt. Das Zeitalter der Raumfahrt war angebrochen. Der smarte Politiker John F. Kennedy stand für eine neue Art Idol.

Dennoch war die Wiederkehr der eingemotteten Heldenwelt für Stan Lee 1961 eine schwere Geburt. Er war ermattet von den dünnen Plots der Vergangenheit. Als sein Chef Martin Goodman – angestachelt von den Prahlereien eines anderen Verlagsbosses – ihm den Auftrag zu einem neuen Superheldencomic gab, wollte der Zeichner nur noch alles hinwerfen und kündigen, wie er seiner Frau anvertraute. Da Lee aber nun nichts mehr zu verlieren hatte, ging er auf Risiko und erfüllte sich einen Traum. Er gestaltete für Marvel einen Comic mit neuartigen Helden. Es waren „reale lebende Menschen, deren persönliche Beziehungen den Leser und – ebenso wichtig – mich selbst interessieren würden“, erinnerte er sich später. Vermutlich hatte er keine Ahnung, was für einen Erfolg seine Schöpfungen noch Jahrzehnte später haben würden.

Marvel blühte auf. Woche für Woche trieben die Comiczeichner die Welt an den Rand des Untergangs und ließen sie von Superhelden retten. Immer neue Familienmitglieder kamen hinzu – von Spiderman über Thor bis zu den X-Men. Und immer wieder zeigten die Titelbilder die Helden im Zustand größter Not. In die Enge getrieben von Schurken wie Doctor Doom oder Mole Man und ihren schauerlichen Kreaturen. Wieviel Kreativität, Hintersinn und PR-Geschick hinter diesen Covern steht, erläutert das Buch akribisch. So setzte etwa Stan Goldberg auf Abtönungen und dunkle Farben, damit die Heftchen im Verkaufsregal stärker auffielen und sich besser verkauften.

Der Band schildert auch eine Vielzahl von Anekdoten. Zu den Sorgenkindern von Marvel gehörte etwa zunächst der Unglaubliche Hulk (Werbespruch: „Mensch oder Monster?“). Seine Autoren hatten sich in Widersprüche verwickelt. Der Forscher David Banner verwandelte sich mal durch den Sonnenuntergang in das klobige Viech, mal durch die Einwirkung einer Maschine. Und dann die Farbe: Im ersten Abenteuer war der Hulk noch grau, der Druck damaliger Comics war aber so schlecht, dass Grau bis ins Grün changierte. Stan Lee gefiel das und er machte einen Kunstgriff daraus. Der Held wurde grün und nach einer langen Durststrecke immer erfolgreicher. (dpa)