Das Jahr des Rüpels - Stichworte zu einem historischen US-Wahlkampf

Proteste gegen Donald Trump | afp

Eine Annäherung in Stichworten:

LOBLIED UND ABGESANG: Wenn Clinton und Trump über die USA sprechen, klingt es, als redeten sie nicht über das selbe Land. Trumps Zustandsbeschreibung ist düster, er skizziert Amerika als gesetzlose Nation im Niedergang. Die Wirtschaft marode, die Kriminalität auf einem Allzeithoch, die Bedrohung durch Terroristen immens. Clintons Bild der Gesellschaft ist ungleich optimistischer. Die Demokratin sagt, Amerika stünde so gut da wie noch nie, man müsse das Land nicht erst großartig machen, weil es immer großartig gewesen sei.

TABUBRÜCHE:Kaum eine Woche vergeht ohne neuen Eklat. Trump machte sich über einen Behinderten lustig, er verhöhnte die Eltern eines toten Soldaten, er brachte Gewalt gegen seine Konkurrentin ins Spiel. Immer kam danach die Frage auf, ob er diesmal zu weit gegangen sei. Der Affront ist Teil seines Markenkerns.

VERROHUNG: Trump ist der fleischgewordene Internettroll, die Personifikation des „Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen“-Kommentars. Er will der politischen Korrektheit ein Ende setzen, tatsächlich trägt er dazu bei, dass rassistische Parolen salonfähig werden.

INHALTSLEERE: Der Wahlkampf kreist weitgehend um Oberflächlichkeiten. So beschränkt sich die außenpolitische Diskussion auf die Frage, ob Trump geeignet sei, Oberbefehlshaber zu sein, wie die „New York Times“ anmerkte. Eine tiefgründige Debatte über ihre Ideen liefern sich die Kandidaten nicht, zu sehr sind sie mit persönlichen Angriffen abgelenkt. Wenn es dann doch um Konzepte geht, flüchtet sich Trump in Sprechblasen.

MEDIENZIRKUS: Nie war die Aufmerksamkeit für einen Kandidaten so hoch. Trump läuft in Dauerschleife. Fehltritte aus seiner Vergangenheit spielten erst nach und nach eine Rolle, Clintons E-Mail-Affäre wurde dagegen in allen Facetten ausgeschlachtet.

ABSCHIRMUNG: Dem immensen Interesse steht ein restriktiver Umgang der Kandidaten mit Journalisten gegenüber. Clinton gab über Monate überhaupt keine Pressekonferenz und nur selten Interviews. Das änderte sie im September. Trumps Begegnungen mit Journalisten geraten zu Showveranstaltungen, Fragen schmettert er ab. Bei seinen Wahlveranstaltungen müssen Reporter in abgesperrten Bereichen stehen, unliebsamen Journalisten wird die Akkreditierung entzogen. Er zerlegt das Interview in klassischer Form, behauptet einfach immer weiter, was er will, auch wenn er längst der Lüge überführt ist.

TWITTERSTÜRME: Es beginnt meist mitten in der Nacht, oft klingt er wütend. Trump greift zu seinem Handy und setzt einen bösen Tweet nach dem anderen ab. Er beschimpft Medien, demütigt Gegner. Anfang des Monats traf es eine ehemalige Schönheitskönigin. (dpa)