„Bond-Girl“ Sennek will unter die besten Fünf

Die belgische Sängerin Sennek möchte am Dienstagabend in Lissabon das große Finale des Eurovision Song Contest erreichen. „Es wird eine schwierige Aufgabe im Halbfinale. Wir werden wirklich hart arbeiten müssen“, sagt die 28-Jährige im Vorfeld. Beim Auftritt wird sie ihre Lieblingsfarbe schwarz tragen dürfen. Dieses Bild entstand bei den Proben in der Altice Arena in der portugiesischen Hauptstadt. | belga



In der Vorschlussrunde (ab 21Uhr) in der Altice Arena, die 20.000 Zuschauer fasst, ist sie mit ihrem Song „A Matter Of Time“ als Vierte an der Reihe. Einen garantierten Startplatz im Finale des Musikwettbewerbs haben die größten EBU-Geldgeber und der Titelverteidiger. Zu diesem Kreis zählen immer Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien als „Big Five“-Länder sowie das Land, das im Vorjahr den Titel gewonnen hat und damit Gastgeberland ist. Diesmal ist das Portugal.

Die weiteren Finalplätze werden an die jeweils zehn besten Teilnehmer der Halbfinale vergeben. Damit sind am Samstagabend insgesamt 26 Länder dabei. Sie wolle dabei mindestens auf Platz fünf landen, erzählte Sennek vor einer guten Woche kurz vor dem Abflug in die portugiesische Hauptstadt.

Bester Flame war in den letzten Jahren Tom Dice, der im Jahr 2010 mit „Me and My Guitar“ auf dem sechsten Platz landete.

Die Erwartungen sind hoch, schließlich landete Belgien mit Blanche („City Lights“) im vergangenen Jahr auf Platz vier. Zwei Jahre zuvor hatte Loïc Nottet („Rhythm Inside“) ebenfalls den vierten Platz belegt. Allerdings: Diese beiden Kandidaten kamen aus dem frankofonen Landesteil. Die Sender RTBF und VRT wechseln sich jährlich mit der Einsendung des belgischen Beitrags ab.

Bester Flame war in den letzten Jahren Tom Dice, der im Jahr 2010 mit „Me and My Guitar“ auf dem sechsten Platz landete. Tom Dice war es auch, der sich als belgischer Beitrag vor acht Jahren erstmals im Halbfinale durchsetzen konnte. Seit 2015 ist Belgien beim Song Contest immer in der Endrunde vertreten gewesen. „Es wird eine schwierige Aufgabe im Halbfinale. Wir werden wirklich hart arbeiten müssen“, so Sennek, die mit bürgerlichem Namen Laura Groeseneken heißt. Sie ist bei der schwedischen Möbelkette Ikea in Zaventem verantwortlich für die optische Präsentation von Waren (Visual Merchandiser).

Bereits im vergangenen September hatte sich der flämische Rundfunk für Sennek als belgische ESC-Kandidatin entschieden. Die 28-Jährige ist international noch recht unbekannt, obschon sie an verschiedenen Musikprojekten beteiligt ist. 2012 machte sie Eindruck bei einem Galakonzert anlässlich des 50. Geburtstages von James Bond. Seit 2014 singt und spielt Sennek bei dem international erfolgreichen flämischen Musiker Ozark Henry, an dessen Seite sie unter anderem bei Rock Werchter sowie anderen Konzerten auftrat. Weil ihr Lissabon-Lied „A Matter Of Time“ das Zeug zu einem James-Bond-Soundtrack hätte, taufte sie das offizielle Webportal des Musikwettbewerbs „Bond-Girl“. Die VRT setzte diesmal auf den gleichen Kandidatinnen-Typ wie Blanche im letzten Jahr: eine junge, unaufgeregt wirkende Sängerin, die wenig von Glitzer und Chichi zu halten scheint. Jemand, der sich auf der Bühne nicht auf eine ausgeklügelte Choreografie, sondern vielmehr auf sich selbst und die eigene Stimme konzentrieren will. Sennek singt übrigens nicht nur, sie spielt auch Klavier und Melodica und schreibt selbst Songs.

Schon vor „A Matter of Time“ arbeitete sie zusammen mit Alex Callier (Hooverphonic). Sennek ist ebenfalls ein großer Fan belgischer Mode und darf bei ihrem Auftritt in Lissabon in ihrer Lieblingsfarbe schwarz auftreten. „A Matter of Time“ ist ein stimmungsvoller Song mit melancholischem Einschlag, der an Adeles „Skyfall“ aus dem gleichnamigen Bond-Film erinnert, und einer starken Story. „Das Lied beschreibt, wie man Schönheit in der Vergänglichkeit sehen kann, wie man die Schönheit in etwas Wertvollem finden kann, was zerbrochen ist“, hatte Sennek im letzten Jahr gegenüber dem GrenzEcho erklärt.

Portugals Vorjahressieger Salvador Sobral geht es nach Herztransplantation wieder besser.

Dass der Musikwettbewerb in Portugal stattfindet, hat das Land Salvador Sobral zu verdanken, der mit seinem Song „Amar pelos dois“ in Kiew 2017 den Sieg holte. Wenige Monate danach musste der 28-Jährige wegen einer Herztransplantation eine längere Pause anmelden. Seit September lag Sobral im Krankenhaus und wartete auf ein Spenderorgan – lange Zeit vergeblich. Erst im Dezember gab es endlich Entwarnung: Kurz vor Weihnachten wurde dem Künstler ein neues Herz transplantiert.

In den vergangenen Wochen zeigte er sich erstmals wieder der Öffentlichkeit, postete auf Facebook ein Foto, das ihn bei der Verleihung des portugiesischen Verdienstordens zeigt, sowie ein Video, in dem er am Klavier den Fleetwood-Mac-Klassiker „Landslide“ singt. Darunter steht: „Salvador hat es vermisst, für euch Musik zu machen.“ Das darf er nun beim ESC-Finale als Pausen-Act auch wieder live auf der Bühne, und zwar zusammen mit einem ganz Großen: der brasilianischen Musiklegende Caetano Veloso (75). Insgesamt 43 Länder nehmen an der 63. Ausgabe des Wettbewerbs teil, darunter nun auch wieder Russland, das sich 2017 vom ESC in der Ukraine zurückgezogen hatte. Grund: Die Behörden in Kiew hatten der russischen Sängerin Julia Samoylova die Einreise untersagt, weil diese 2015 zu einem Auftritt auf der Krim über Russland eingereist war. Es kam zum Skandal, Moskau boykottierte die Veranstaltung und vertröstete die seit ihrer Kindheit im Rollstuhl sitzende Samoylova auf 2018. Nun ist sie wohl tatsächlich dabei. Der Titel „I Won’t Break!“ scheint wie geschaffen für den Hickhack um ihre Teilnahme beim Song Contest. (sc/vrt/dpa)Die Sender RTBF (La Une), VRT und One (ARD) übertragen das erste ESC-Halbfinale live ab 21 Uhr.