Alaska spürt die Folgen der Katastrophe noch immer

<p>Blick auf einen mit Öl verseuchten Küstenstreifen in Alaska. Es war die bis dahin schwerste Ölkatastrophe in der Geschichte der USA.</p>
Blick auf einen mit Öl verseuchten Küstenstreifen in Alaska. Es war die bis dahin schwerste Ölkatastrophe in der Geschichte der USA. | DB/dpa

Auf den ersten Blick wirkt alles wie früher: Leuchtend weiße Eisberge schwimmen im dunkelblauen Meer, in den Wellen lassen sich Seeotter treiben. Aber hinter der scheinbaren Idylle des Prinz-William-Sund vor der Küste Alaskas verbergen sich immer noch Spuren einer der größten Umweltkatastrophen in der Geschichte der USA. Am Sonntag (24. März) vor genau 30 Jahren rammte der US-Tanker „Exxon Valdez“ dort das Bligh-Riff und schlug leck. Rund 40.000 Tonnen Rohöl liefen aus und verseuchten einen rund 2.400 Kilometer langen Küstenstreifen.

Von dem Öl des Frachters, der vor wenigen Tagen vor der französischen Atlantikküste gesunken ist, erwarten Experten dagegen weniger schlimme Auswirkungen. Er enthielt nach Medienangaben rund 2.200 Tonnen Schweröl und transportierte Container und Fahrzeuge. Es ist kurz nach Mitternacht am 24. März 1989, als der mit 163.000 Tonnen Rohöl aus der Trans-Alaska-Pipeline beladene Tanker auf dem Weg nach Kalifornien bei ruhiger See auf das Riff läuft. Der Kapitän schläft, er hat einem weniger erfahrenen Offizier das Kommando überlassen. Die Gegend ist schwer zugänglich, nur per Flugzeug, Hubschrauber oder Schiff erreichbar, darum gestaltet sich der Noteinsatz schwierig. Die Folgen des Unglücks sind dramatisch: Die Fischerei kommt zeitweise zum Erliegen. Viele Familien, ganze Orte stehen vor dem Ruin. Der Ölkonzern Exxon wird mit Klagen überzogen und muss schließlich Milliarden für Säuberungen, Schadenersatz und Geldbußen zahlen. Viele neue Regelungen und Vorsichtsmaßnahmen werden danach eingeführt: In der Gegend sind nur noch doppelwandige Öltanker zugelassen, zudem müssen die Schiffe von mehreren Schleppern begleitet werden. Das Bligh-Riff ist mit einem Warnlicht markiert. Besonders dramatisch – und bis heute spürbar – sind die Folgen für die Natur im Prinz-William-Sund, vor dem Unglück eines der unberührtesten und artenreichsten Ökosysteme der USA. Rund 250.000 Seevögel und tausende weitere Tiere sterben an den Folgen der Ölpest, darunter Seeotter, Robben, Grauwale und Pazifische Heringe. Die Auswirkungen der Giftstoffe machen sich bis heute bemerkbar: Vor allem in den Sedimenten der Uferzonen lagern Rohölreste, Forscher untersuchen die Gegend nach wie vor intensiv.

„Ein wichtiger Faktor ist das verbleibende Öl“, sagte der Wissenschaftler Jeffrey Short, der im Auftrag der US-Regierung die Untersuchungen nach dem Unglück leitete, kürzlich dem Lokalsender KTUU. „Wir haben herausgefunden, dass das Öl an den Küsten viel länger blieb, als irgendwer vermutet hatte. Deswegen gab es lang anhaltende Auswirkungen, denn die Tiere wurden dem immer wieder ausgesetzt.“ Einige Bestände wie die der Seeotter haben sich weitgehend erholt. Andere wie die Pazifischer Heringe, Lachse und Orcas noch nicht. „Die Erholung von Arten, die sehr sensibel in Hinblick auf die Langzeiteffekte von Ölverschmutzungen sind, kann Jahrzehnte dauern“, sagt Forscherin Brenda Ballachey, die vor rund fünf Jahren eine Bestandsaufnahme im Prinz-William-Sund gemacht hat.

Das „Exxon Valdez“-Unglück schockierte Menschen weltweit und brannte sich ins Gedächtnis ein – wurde aber schon einige Jahre später von einer anderen Öl-Katastrophe übertroffen: 2010 explodiert die Ölplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko. Fünf Monate lang sprudeln rund 780 Millionen Liter Öl ins Meer – ein Vielfaches der bei der „Exxon Valdez“ ausgelaufenen Menge. (dpa)

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