Amel: Gute Laune trotz schlechter Verbindung



Rund 100 Bürger drängten am Sonntagmorgen in den Saal des Cafés Amel-Mitte, wo kühle Getränke für eine willkommene Erfrischung sorgten. Die Grundschullehrerin Claudia Zanzen aus Deidenberg, Förster Erwin Wiesemes aus Montenau, Metzger Manuel Schöpges und Bernd Niessen, engagiert im Tourismus-Bereich, waren die Gesprächspartner der GE-Journalisten Jürgen Heck und Allan Bastin. Die Diskussion verlief von Anfang an recht rege und auch unter Einbeziehung des Publikums – so soll es sein und so ist es gedacht.

Natürlich, in der Industriezone Kaiserbaracke läuft nicht immer alles nach Wunsch, und auch die Internetverbindungen könnten besser sein: Aber grundsätzlich scheint es in der Gemeinde Amel keinen Schuh zu geben, der so richtig feste drückt.

Bisher hat die Gemeinde ihre Pluspunkte nicht gut genug vermarktet.

Diesen Eindruck jedenfalls konnte man in der rund anderthalbstündigen Gesprächsrunde gewinnen, und dies zeigte sich auch in der nicht-repräsentativen Telefonumfrage, die das GrenzEcho im Vorfeld der Veranstaltung durchgeführt hatte. Wenn es wirklich einen Schwachpunkt gibt, dann wohl den, dass Amel seine Attraktivität nicht richtig vermarktet. „Wir haben uns bisher nicht gut genug verkauft“, räumte auch Tourismusschöffe Stephan Wiesemes ein, als Amel auf dem Podium als „weißer Fleck auf der Landkarte“ dargestellt wurde. „Es gibt hier wenig Interesse und keine Impulse für Kunst und Kultur“, sagte Bernd Niessen, Vorsitzender des Kultur- und Werbeausschusses, in Richtung Gemeindekollegium. Aber: Mit der Gründung des Dachverbandes für Tourismus und Kultur gehe es nun in die richtige Richtung.

Auch Erwin Wiesemes sieht bei seiner Arbeit im Wald und vor allem in seinem Heimatdorf noch einige Trümpfe, die bisher nicht genutzt werden: „Der Goldseifenhügel mit seiner Goldwäschergeschichte ist ein Rohdiamant, ebenso die alten Mühlsteige, die im Bereich des Klosters Montenau zu finden sind.“ Der Förster sieht hier Potenzial für eine kulturhistorische Route.

Ein kleiner Konflikt trat dann doch zutage, als Allan Bastin das geplante Museum im Antoniushäuschen ansprach, das letztlich an finanziellen Überlegungen scheiterte. „Jetzt war ich gerade so gut gelaunt“, unkte Bernd Niessen, der sich über Jahre hinweg für dieses Projekt engagiert hatte.

Das Vereinsleben scheint in den Orten der Altgemeinde recht intakt zu sein, wie die Probe aufs Exempel zeigte, die Jürgen Heck machte: Fast zwei Drittel der Anwesenden hoben bei der Frage, wer in einem Verein aktiv ist, die Hand.

Claudia Zanzen brach eine Lanze für die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Vereinen: „Man muss auch bereit sein, einen Verein im Nachbarort zu besuchen, und dieser sollte bereit sein, auch Mitglieder aufzunehmen, die nicht aus dem Ort kommen“, sagte die dreifache Mutter, die mit ihrer Familie eigens zurück in ihren Heimatort Deidenberg gezogen ist, um die Kinder diese Gemeinschaft und das Vereinsleben erleben zu lassen. Auch Manuel Schöpges berichtete von der guten Stimmung und der gegenseitigen Unterstützung zwischen den Vereinen: „Wir helfen uns gegenseitig, damit auch jeder bei seinem eigenen Fest feiern kann und nicht arbeiten muss.“ Der 25-Jährige, der seine eigene Hofmetzgerei eröffnen möchte, hat übrigens seine ganz eigene Art, mit der schlechten Telefon- und Internetverbindung in manchen Orten umzugehen: „Ich war am Samstag noch den ganzen Nachmittag mit Freunden in Schoppen bei Peter. Es gab keine Internetverbindung. Wir haben einen sehr schönen Nachmittag verbracht“, lachte er und der ganze Saal herzhaft mit.

Bis Ende 2018 sollen 83 Prozent des Gebietes schnelles Internet haben.

Dennoch dürfen die Schoppener sich vielleicht bald schon auf ein besseres Netz freuen.

Wie Schöffe Eric Wiesemes erklärte, sieht die Planung von Proximus vor, dass bis Ende 2018 insgesamt 83 Prozent des Gebietes mit schnellem Internet abgedeckt sein sollen, darunter auch Schoppen und Möderscheid.

Etwas schwieriger stelle sich die Situation beim Mobilfunk dar, erläuterte Schöffe Stephan Wiesemes, wobei Bürgermeister Klaus Schumacher darauf hinwies, dass es nicht immer nur an der Technik liege: „Wenn ihr telefonieren wollt, dann dürft ihr auch nicht wieder direkt eine Petition starten, wenn ein Anbieter eine Antenne anbringen möchte“, so seine Botschaft an die Kritiker.

Ein Thema, das bei jeder LokalRunde in der Eifel auf den Tisch kommt, ist der Mangel an Bauland. Mit Erwin Wiesemes und Manuel Schöpges standen dieses Mal zwei Söhne von Landwirten mit am Tisch, die selbst über Grundstücke verfügen.

„Wir nutzen die Flächen für Viehzucht“, so Erwin Wiesemes, der zusammen mit einem Nachbarn Highland-Rinder züchtet. „Außerdem habe ich ja noch drei Söhne.“ Manuel Schöpges räumte ein, dass Bauland auch mehr Sicherheit biete als ein prall gefülltes Konto. „Oft höre ich von Leuten: ‚Was soll ich mit dem Geld, wenn ich verkaufe?‘“. Sein Vater Erwin Schöpges stellte indes aus dem Publikum heraus klar: „Das hört sich so an, als wären es die Bauern, die das ganze Bauland im Dorf besitzen. Das ist allerdings nicht so. Wir sind ja nur noch fünf Landwirte.“

Ein Thema, das den Amelern bzw. Montenauern noch unter den Nägeln brennt, wurde schließlich aus dem Publikum heraus angesprochen und zwar von einem direkt Betroffenen.

„Nein, wir sind noch nicht weg“, sagte Pater Peter Mertes zur bevorstehenden Schließung des Klosters Montenau. Der 79-Jährige drückte den dringenden Wunsch aus, dass die Zielsetzung des Hauses in gesellschaftlicher und religiöser Hinsicht auch nach dem Rückzug der Steyler Missionare erhalten bleibt und die Dorfgemeinschaft sich mit dafür einsetzt. Seit Sonntag dürfte er einige Mitstreiter mehr haben.