47 Tiere in Raeren beschlagnahmt: „Lebensbedingungen waren dramatisch“



Zwei Polizeibeamte aus Raeren waren bei der Beschlagnahmung durch eine Veterinärin des zuständigen Ministeriums zugegen. Insgesamt wurden 18 Katzen, acht Hunde, neun Nagetiere und zwölf Vögel mitgenommen. Raerens Kommissariatsleiter Karl-Heinz Steinbeck erklärt gegenüber dieser Zeitung: „Es hat einen anonymen Kläger gegeben, der sich sofort an die zuständigen Behörden in Namur und nicht an unsere Dienstelle gewandt hat. Bei einer Verwahrlosung dieses Ausmaßes hätten wir aber ohnehin den Amtsveterinär eingeschaltet. Wir hatten vorab keinen Verdacht. Das Haus macht von außen einen normalen Eindruck. Es ist mir bei den Bewohnern auch eigentlich unerklärlich, wie so etwas zustande kommt. Sie besitzen auch Pferde, die an einem anderen Ort in Raeren untergebracht sind. Und die Vierbeiner sind wirklich gut versorgt und ganz gesund.“

Das war in diesem Fall allerdings für viele Tiere nicht der Fall. Die involvierte Tierschutzvereinigung SRPA (Société royale protectrice des animaux) hat einige Fotos der Örtlichkeiten in dem sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht, die die Zustände im Inneren des Hauses aufzeigen. Fabrice Renard, Mitarbeiter dieser Tierschutzorganisation erklärte, es sei „schockierend“ gewesen. Selbst bei den täglichen Einsätzen seiner Organisation seien solch „katastrophale Zustände“ nur einmal jährlich anzutreffen.

„Die Lebensbedingungen für Menschen und Tiere waren dramatisch“, erklärt er auf Anfrage des GrenzEcho. Er beschreibt die Situation folgendermaßen: „Mehrere Hunde waren in Käfigen eingesperrt und hatten nicht genug Bewegungsfreiheit. Zahlreiche Vögel saßen in ihren Käfigen, die von Spinnweben umspannt waren. Auf dem Boden darunter sammelten sich Exkremente bis zu einer Höhe von 25 Zentimeter. Es gab auch zahlreiche Katzen oder Nager. Eine Katze war an einem Tumor erkrankt, der aufgeplatzt war. Sie lag in einer Blutlache im Sterben. Die Besitzer haben sich einfach nicht um die Tiere gekümmert. Im Haus lagen auch mehrere Tierkadaver herum.“

Renard ist der Überzeugung, dass die Tierbesitzer krank seien. Sie hätten die Tendenz Tiere anzusammeln, ohne die Möglichkeit zu haben, sich vernünftig um sie zu kümmern, so sein Urteil. Die Menschen würden in solchen Fällen davon ausgehen, dass es den Tieren bei ihnen gut gehe und sich der Tragweite ihres Handels nicht bewusst sein. Bis auf vier Hunde wurden alle Tiere beschlagnahmt und in die Tierstation nach Lüttich gebracht. „Einige Tiere können sofort zur Adoption frei gegeben werden. Aber einige andere müssen sich erst noch erholen. Und in manchen Fällen kam jede Hilfe zu spät“, so Renard. Steinbeck erklärte, man sei nun wachsam. In einem Monat ist eine zweite Kontrolle durch das Ministerium angesetzt, bei der auch Raerener Beamte wieder dabei sein werden. „Bis dahin muss sich etwas getan haben. Sonst wird der Bürgermeister sicher eingreifen. Es steht dem Gemeindeoberhaupt beispielsweise zu, eine Wohnung als unbewohnbar zu erklären. Aber so weit sind wir noch nicht.“