Zweiter „Künstler Ostbelgiens“ gesucht: Wer wird van Wissens Nachfolger?



Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft (15. November) gibt die zuständige Kulturministerin Isabelle Weykmans (PFF) den neuen Titelträger am kommenden Samstag (18. November) im Rahmen einer Preisverleihung öffentlich bekannt.

Seit fast genau drei Jahren ist der Maler und Objektkünstler Romain van Wissen der „Künstler der Deutschsprachigen Gemeinschaft“. Seine Arbeiten überzeugten die Fachjury damals unter anderem durch ein komplexes Spiel mit verschiedenen Bildtiefen, durch verschachtelte Raumkompositionen und unkonventionelle Farbwahl.

Eine Jury aus Fachleuten aus dem In- und Ausland hat fünf Nominierungen ausgesucht.

Bei seiner ersten musealen Einzelausstellung „Who ist in the House“, die zurzeit im Eupener Ikob-Museum zu sehen ist, handelt es sich um weit mehr als eine reine Präsentation der mehr als 50 Werke des Künstlers: Sie bildet den Höhepunkt der dreijährigen Auszeichnung und bietet den Rahmen der Festlichkeiten zur Verleihung des Titels „Künstler Ostbelgiens“. Im März dieses Jahres erfolgte der erneute Bewerbungsaufruf. Künstler aus allen Kunstsparten mit Wohnsitz in der DG oder Künstler, deren Werke aufgrund des behandelten Themas einen inhaltlichen Bezug zur DG haben, konnten sich für die Auszeichnung bewerben.

Eine internationale Jury, bestehend aus Fachleuten aus dem In- und Ausland, hat aus insgesamt 21 Bewerbern fünf Nominierungen ausgesucht, die im Vorfeld der Preisverleihung vorgestellt werden. Es handelt sich diesmal um die Illustratorin und Malerin Sabine Rixen, die Malerin Justina Jablonska sowie um die beiden Musiker Daniel Offermann und Paul Pankert.

Darüber hinaus sind der Maler Marc Kirschvink und der Musiker Christian Klinkenberg für die gemeinsame Arbeit nominiert, sodass also insgesamt sechs Künstler im Rennen sind. Aus diesen fünf Nominierungen kürt die Jury den Künstler Ostbelgiens 2017.

Die Auszeichnung, die Teil einer Reihe von Initiativen zur Förderung der Kulturproduktionen aus Ostbelgien ist, sei ein Zeichen der Wertschätzung für alle ostbelgischen Künstler, betont Kulturministerin Isabelle Weykmans: „Sie soll die bunte und reichhaltige Kulturszene unserer Region widerspiegeln. Sie schafft eine Möglichkeit, die Werke und das Können der Künstler zu verbreiten. Außerdem werte ich diese Auszeichnung als Fingerzeig dafür, dass wir unsere Künstler- und Kreativszene auch als Botschafter für ganz Ostbelgien sehen“, sagt die PFF-Politikerin. Mit dem Kulturförderdekret, das am 1. Januar 2014 in Kraft getreten ist, habe die DG die Grundlage für die Förderung von Künstlern über die Vergabe von Stipendien geschaffen. Auch die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung „Künstler Ostbelgiens“, die in einem drei Jahreszyklus vergeben wird, wurde durch dieses Dekret ins Leben gerufen. Inmitten der Ausstellung von Romain Van Wissen wird der Künstler Ostbelgiens 2017 bei einer Preisverleihung am 18. November durch Isabelle Weykmans bekanntgegeben. (red/sc)

Die fünf Nominierungen für die Auszeichnung „Künstler Ostbelgiens“

Sabine Rixen: Die freischaffende Künstlerin hat einen breit gefächerten Wirkungskreis geschaffen, der von der freien Malerei, der Plakatkunst über Buchillustration bis hin zu Live-Zeichnungen für Tanz und Theater reicht. Nach dem Kunstabitur und einem Studienjahr in Moskau studierte sie freie Malerei am „Institut Supérieur des Arts Plastiques Saint-Luc“ in Lüttich. In Rixens Arbeiten bilden Bewegung und die Bewegtheit das zentrale Thema. Die Künstlerin interessieren vor allem Bewegungen, Körpersprache, Haltungen und Blicke als Ausdruck innerer Bewegtheit. Die besondere Dynamik, den Charakter einer Bewegung einzufangen und im Bild festzuhalten, ist das Ziel ihrer Arbeit.

Justina Jablonska: 1979 in Polen geboren und jetzt als freischaffende Künstlerin in Raeren lebend. Justina Jablonski blickt in das Innere der Dinge. Begegnungen mit Menschen und Orten beeinflussen uns in zweierlei Hinsicht: als Erfahrung sowie Inspiration. Ostbelgien beeinflusst sie in diesem Sinne nachträglich: Das Spontane, die Individualität und das Eigensinnige der Menschen, die hier leben. Diese Wahrnehmungen versucht die Künstlerin, als Experiment ins Bild zu übertragen. Justina Jablonska lotet Spielräume in der Kunst aus, verschiebt Grenzen und schafft in gewisser Weise neue Dimensionen, die aus der Freiheit des Experimentierens hervorgehen. Durch das Experimentieren mit Regen, Lack oder Öl und die Einflüsse der Umwelt verändern sie sich und folgen eigenen Gesetzen.

Daniel Offermann: Er ist seit 15 Jahren in der Musikszene aktiv. Seine musikalische Karriere begann als Gründungsmitglied der Popband Girls in Hawaii. Als Interpret, Komponist, Arrangeur oder Produzent arbeitet Offermann mit wichtigen Akteuren der belgischen Musikszene zusammen. Seit 2011 schreibt und interpretiert er Musik fürs Theater sowie für Filmproduktionen. Seine Arbeit nimmt Bezug auf die spezifischen Eigenheiten über mehrsprachige Texte, aber auch über die Klangästhetik unserer Region und der angrenzenden Kulturräume, mit dem Ziel, etwas Eigenes zu entwickeln. Dabei legt der Musiker besonderen Wert darauf, ein Zusammenspiel unterschiedlicher Kunstformen zu schaffen und Akteure aus Ostbelgien mit auswärtigen Kunstschaffenden zusammenzubringen.

Paul Pankert: Der 1965 in Eupen geborene ist Musiker im Bereich der zeitgenössischen Musik mit unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern -Komponist, Violinist, Pädagoge und Ensembleleiter. Seinen ersten Geigenunterricht erhielt Paul Pankert im Alter von sieben Jahren an der Musikakademie der DG, an der er bis heute unterrichtet. Durch seine Tätigkeit in verschiedenen Kammermusikensembles und besonders als Solist des Maastrichter „Ensembles 88“ beschäftigt er sich seit vielen Jahren intensiv mit der Musik seiner Zeit. Seit 2014 ist er künstlerischer Leiter dieses Ensembles. Sein experimenteller Umgang mit neuen tonalen Systemen führte zu seiner ersten Komposition „Spaltung“. Seitdem komponierte er zahlreiche Auftragswerke.

Marc Kirschvink und Christian Klinkenberg: 2015 entstand mit dem Maler Marc Kirschvink (oben rechts) und dem Komponisten und Musiker Christian Klinkenberg (l.) das Projekt „Partitur“. Dorthin geführt hat eine Begegnung im Jahr 2014, als Kirschvink für den Künstler Ostbelgiens nominiert war und Klinkenberg der Jazzband angehörte, die bei der Preisverleihung spielte. Begeistert von der Idee des Komponisten Klinkenberg, Kirschvinks Bildkompositionen musikalisch umzusetzen, wird das Bild zur Partitur. Die Zusammenarbeit findet seinen bisherigen Höhepunkt: Neue Bild- und Klangkonstrukte entstehen durch die Ausarbeitung der bildnerisch umgesetzten Notation für die Sänger und Musiker der von Klinkenberg komponierten mikrotonalen Oper „Das Kreuz der Verlobten“.