Volkskrankheit Diabetes: „Aktion statt Reaktion“ gefordert

Eine Frau misst mit einem Blutzuckermeßgerät ihren Blutzucker. Diabetes ist eine Volkskrankheit geworden. | Jens Kalaene/dpa

Studien der Christlichen Krankenkasse (CKK) zufolge leiden in Belgien mehr als 600.000 Menschen an einer der unterschiedlichen Formen von Diabetes. Eine gesundheitsschädliche Lebensweise ist einer der Faktoren, die die Verbreitung dieser Krankheit begünstigen.

Die CKK plädiert vor diesem Hintergrund für Präventionsmaßnahmen im Rahmen der Gesundheitsförderung und anderer politischer Einflussbereiche. 2016 erstattete das Landesinstitut für Kranken- und Invalidenversicherung (Likiv/Inami) 167 Millionen Euro für Medikamente zurück, die aufgrund der Diagnose Diabetes verschrieben wurden. Damit rangiert Diabetes auf Platz fünf der zehn kostspieligsten Krankheiten.

Diabetes ist die Folge eines zu hohen Blutzuckerspiegels und somit einer Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse. Die Bauchspeicheldrüse ist für die körpereigene Produktion von Insulin zuständig, dank dieses Hormons können die Körperzellen Zucker aus dem Blut filtern. Wenn die Bauchspeicheldrüse jedoch kaum oder gar kein Insulin produziert, kann der Zucker im Blut nicht mehr abgebaut werden. Diesen Zustand bezeichnet man als Diabetes.

Die Medizin unterscheidet zwischen drei unterschiedlichen Formen von Diabetes: Zehn bis 15 Prozent der Erkrankten – hauptsächlich Kinder und Erwachsene bis 30 Jahre – leiden unter Diabetes-Typ-1, bei dem die Bauchspeicheldrüse nach der Zerstörung bestimmter Zellen überhaupt kein Insulin mehr produziert. Die häufigste Form von Diabetes ist Typ 2, unter der vor allem Menschen ab dem Alter von 40 Jahren leiden und die etwa 85 bis 90 Prozent der Diabeteserkrankten betrifft. Übergewicht und Bewegungsmangel sind einige der Gründe für eine unzureichende Insulinproduktion des Körpers.

Der letzte Krankheitstyp ist Schwangerschaftsdiabetes, der etwa zwei bis fünf Prozent der schwangeren Frauen betrifft. Er ist temporär, birgt aber das Risiko, dass die Betroffene innerhalb von zehn Jahren Diabetes des Typ 2 entwickelt.

Die Symptome einer Diabeteserkrankung sind unter anderem häufiges Wasserlassen, ungewöhnlich starker Durst, Gewichtsverlust, Hunger, Müdigkeit, Sehstörungen, langsame Wundheilung und Juckreiz. Vorbeugeuntersuchungen werden Personen über 40 Jahre alle drei Jahre, den Risikogruppen mit einem oder mehreren Faktoren jährlich empfohlen. Da über die genetischen Faktoren hinaus auch äußere Einwirkungen die Entwicklung von Diabetes begünstigen können, spricht sich die Christliche Krankenkasse dafür aus, dass die Förderung und die Begünstigung einer gesunden Lebensweise auf allen politischen Ebenen intensiviert werden.

„Es gilt, die Menschen für eine ausgewogene Ernährung, das Nichtrauchen, Gewichtskontrolle und regelmäßige körperliche Betätigung zu sensibilisieren“, heißt es dazu in einer Mitteilung der Krankenkasse. Eine gesunde Lebensweise sei aus mehreren Gründen von Vorteil: Sie trage zu einer Verringerung der Diabetesverbreitung, zur Gesundheit von Herz und Blutgefäßen und generell zum Wohlbefinden bei. Der Medikamentenkonsum könne durch einen gesünderen Lebensstil eingeschränkt werden. Vor allem sei es notwendig, bereits vor dem Ausbruch einer Krankheit gesundheitsfördernde Maßnahmen zu ergreifen. „Auch wenn der Patient im Rahmen der Therapie Verantwortung übernehmen muss, so spielen Medizin und Politik eine Rolle bei der Förderung von Alternativen und der Entwicklung von Präventionsmaßnahmen.“ CKK-Generalsekretär Jean Hermesse möchte vor allem auf Prävention setzen. Vor Kurzem habe ein Bericht der EU-Kommission festgestellt, dass Menschen mit niedrigem Einkommen und/oder niedrigem Bildungsniveau am meisten gefährdet sind, wenn es um Krankheiten im Zusammenhang mit dem Lebensstil geht.

In der DG sind nach Angaben der Christlichen Krankenkasse folgende Prozentsätze von Diabetes betroffen: 5% der Bevölkerung in Amel; 5,9% in Büllingen; 5,7% in Burg-Reuland; 5,8% in Bütgenbach; 6,2% in Eupen; 7,8% in Kelmis; 6,3% in Lontzen; 5,6% in Raeren und 5,6% in St.Vith. Bei den 65- bis 74-Jährigen liegen die Zahlen höher: So sind nach Angaben der Krankenkasse in Amel 14,2%, in Büllingen 16,4%, in Burg-Reuland 13,4%, in Bütgenbach 16,8%, in Eupen 16,9%, in Kelmis 19,7%, in Lontzen 20%, in Raeren 12,8% und in St.Vith 12,6% der Menschen betroffen.