Vivant kritisiert Nein zum Betreuungsgeld

Die Vivant-Fraktion möchte ein Betreuungsgeld in Ostbelgien einführen, doch die Mehrheit lehnt dies ab. Illustration: Patrick Seeger/dpa | 4



„In unseren Augen würde die Einführung eines solchen Betreuungsgeldes, welches wahrscheinlich von einem Großteil der Bevölkerung begrüßt würde, die Situation vieler Familien aufbessern. Neben der Tatsache, dass ein solches Betreuungsgeld den Familien unserer Gemeinschaft eine zusätzliche Option der Kinderbetreuung geboten hätte, um so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu steigern, wäre die Einführung einer solchen Maßnahme auch einer Wertschätzung der erzieherischen Arbeit der Eltern gleichgekommen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse von 2016 entstehe für viele Erziehungsberechtigte Stress im Hinblick auf diese Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, was unter anderem auch für die steigende Zahl der Eltern-Burnout-Fälle mitverantwortlich sei.

„Viele Elternteile aus unserer heutigen Gesellschaft entscheiden sich bereits heute bewusst dazu, die Kinderbetreuung und somit auch den Großteil der Erziehung selbst in die Hand zu nehmen. In diesem Rahmen ist die Frage dann auch gerechtfertigt, ob eine externe Kinderbetreuung die eigene Erziehung durch die Eltern ersetzen kann. Es gibt aus wissenschaftlicher Sicht jedenfalls genügend Gründe, eine solche Erziehungsform durch die Eltern zu fördern.“

Darüber hinaus zeige sich die Fraktion „umso erstaunter“, da der besagte Resolutionsvorschlag ebenfalls Forderungen nach einer Verlängerung des Elternurlaubes enthalten habe und eben solche Forderungen auch in der Bürgeragenda zum Bürgerdialog wiederzufinden seien. Selbst Gesundheitsminister Antonios Antoniadis habe sich in der Vergangenheit für eine solche Maßnahme ausgesprochen.

Ein Betreuungsgeld könnte auch den Standort DG in wirtschaftlicher Hinsicht stärken, beispielsweise um Fachkräfte anzuziehen. „Es gilt anzumerken, dass Arbeitnehmer diesbezüglich in Luxemburg und Deutschland weitaus besser finanziell abgesichert sind als in Belgien.“ Gerade weil momentan eine Reform der Kinderzulagen diskutiert werde (die am Montag im Parlament beschlossen werden soll), hätte sich eine Möglichkeit geboten, ein Betreuungsgeld einzuführen, findet Vivant.

Laut Berechnungen aus dem Kabinett kämen Mehrkosten von 3,2 Millionen Euro auf die DG zu, wenn alle Eltern der Kinder von null bis drei Jahren ein Betreuungsgeld in Höhe von monatlich 161 Euro pro Kind erhielten. „Im Hinblick auf die Aspekte der Finanzierung unseres Vorschlages verweisen wir lediglich auf die durch den Senator und seinen Mitarbeiter, sowie den stetig wachsenden Verwaltungsapparat der DG, deren Kosten durch gezielte Reformen reduziert und somit auch die benötigten Finanzmittel für ein solches Betreuungsgeld freigemacht werden könnten.“ Darüber hinaus würden im Rahmen der Finanzierung durch den Föderalstaat in den nächsten Jahren (ab 2025) weitere Mittel frei. „Es ist unserer Meinung nach sinnvoller, dem Bürger, insbesondere jungen Familien, die Gelder in Form eines Betreuungsgeldes zurückzugeben, anstatt einen ohnehin aufgeblähten Regierungs- und Verwaltungsapparat ständig zu vergrößern“, so die Vivant-Fraktion. (sc/red)