IGLU-Untersuchung zu teuer für die DG

In der DG wird in Zukunft keine IGLU-Studie durchgeführt. Die Kosten dafür sind zu hoch. | Martin Schutt dpa/lth

Der zuständige Parlamentsausschuss beschäftigte sich am Donnerstagnachmittag mit der Problematik. Die SP-Abgeordnete Kirsten Neycken-Bartholemy hatte dazu Bildungsminister Harald Mollers (ProDG) befragt. Bei der Erhebung IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) aus dem Jahr 2007 war die Deutschsprachige Gemeinschaft im Mittelfeld der EU- und OECD-Staaten gelandet. Insgesamt 871 ostbelgische Kinder hatten sich seinerzeit an der Studie beteiligt. Im Jahr 2016 waren die deutschsprachigen Schüler im Rahmen von IGLU nicht getestet worden, sodass keine aktuellen Ergebnisse vorliegen.

Warum? Aus finanziellen Gründen, wie Harald Mollers berichtete: „Die Autonome Hochschule, die mit solchen Vergleichsstudien beauftragt ist, hatte seinerzeit mitgeteilt, dass die Kosten, die für die Deutschsprachige Gemeinschaft entstehen würden, nicht tragbar seien.“ Der aufzuwendende Betrag belief sich demnach auf 80.000 Euro und sei damit so hoch wie für ganz Deutschland gewesen. Deswegen sei auch künftig keine weitere Erhebung geplant.

In der Zwischenzeit seien allerdings seit dem Jahr 2007 mehrere Tests im Bereich Lesen durchgeführt: Neben IGLU die sogenannten Vergleichsarbeiten (VERA) und bekannteren PISA-Tests. Der Bildungsminister ging auf zwei Resultate näher ein: Demnach schnitten die 15-jährigen Schüler in der PISA-Studie 2015 im Bereich der Lesekompetenz – die gar nicht Hauptgegenstand der Untersuchung war – mit 501 Punkten besser ab als der OECD-Durchschnitt (493 Punkte) und hätten damit auch über dem belgischen Durchschnitt (499 Punkte) gelegen. Hierzulande habe lediglich Flandern ein besseres Ergebnis erzielt (511 Punkte).

Bei den Kompetenzniveaus sei die „erfreuliche Nachricht“, dass in Ostbelgien deutlich weniger Schüler auf einem niedrigen Kompetenzniveau unter zwei lägen (14,3 Prozent in der DG, im Vergleich zu 17,1 Prozent in Flandern und 22,6 Prozent in der Französischen Gemeinschaft; der OECD-Durchschnitt liegt bei 22 Prozent). „Allerdings erzielen bei uns auch weit weniger Schüler ein hohes Kompetenzniveau von fünf oder sechs: Hier liegen wir mit 5,5 Prozent unter dem OECD-Durchschnitt von 8,1 Prozent“, rechnete der Bildungsminister vor. Spitzenreiter sei Flandern mit 12,1 Prozent. „Hier besteht also weiter Handlungsbedarf“, hielt Mollers fest.

In diesem Jahr wird die PISA-Studie erneut durchgeführt. Dieses Mal steht das Lesen im Fokus, sodass die 15-Jährigen erneut in diesem Bereich getestet werden. Die DG erhält die Ergebnisse Ende des kommenden Jahres. 2019 könnten ebenfalls wieder Vergleichsarbeiten (VERA) in der Grundschule geschrieben werden. „Im Prinzip wäre auch dort dann wieder der Bereich Lesen an der Reihe“, so Mollers. Zudem sei für das nächste Umsetzungsprogramm des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) u.a. ein Projekt in Planung, das sich mit Sprachbildung in der Unterrichtssprache befassen soll. Da sei auch die „Lesekompetenz ein wichtiger Aspekt.

Lesekompetenz gilt als Schlüsselqualifikation und wesentliche Voraussetzung für den schulischen Lernprozess. Sie umfasst nicht nur das einfache Lesen können, sondern laut PISA-Definition „die Fähigkeit, geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“. (sc)