Was passiert mit den „widerspenstigen“ Migranten?

Die Räumung des riesigen Flüchtlingslagers im nordfranzösischen Calais beruht zunächst auf Freiwilligkeit. Die Menschen lassen sich in einer vom Staat hergerichteten Halle registrieren und besteigen Busse, die in verschiedene Regionen Frankreichs fahren.

Die energische Präfektin des Départements Pas-de-Calais, Fabienne Buccio, meint, dass ihre Botschaft angekommen ist: „Wir haben mit den Chefs der Nationalitätengemeinschaften in dem Lager gesprochen. Wir haben ganz klar gesagt, dass sie (die Flüchtlinge) gehen müssen.“

Die Behörden haben sich eine Woche Zeit gegeben, um das Lager zu räumen. Wie mit den sogenannten Widerspenstigen umgegangen werden soll, die unbedingt bleiben wollen, wird nicht offen gesagt. Erst solle abgewartet werden, wie der freiwillige Abschied vom Camp laufe, heißt es. Am Rande der Räumung ist inoffiziell zu hören, dass am Ende auch Polizei eingesetzt werden könnte.

Am Dienstag waren bereits zahlreiche Läden einer improvisierten Ladenstraße in der Zelt- und Hüttenstadt geschlossen. Auf dem Boden liegt Müll, in einer Ecke brennt eine Pallette. Sylvain Saturne von der Hilfsorganisation „Auberge des Migrants“ baut mit Freunden eine Holzhütte ab, die Sportaktivitäten diente. „Vielleicht kann man das Material noch brauchen“, sagt der 34-Jährige, „in Griechenland oder in Syrien.“

Vor Zelten sitzen Flüchtlinge, die meisten von ihnen wollen in den nächsten Tagen das trostlose Lager verlassen. „Wir müssen weg“, sagt ein Mann aus Afghanistan. Andere sind entschlossen zu bleiben. „UK“ (United Kingdom – Großbritannien) – so lautet die schlichte Zauberformel. Wie sie dort hinkommen wollen? Schulterzucken. Christian Salomé, Chef der Hilfsorganisation „Auberge des migrants“, sagte, etwa 2000 Flüchtlinge wollten nicht den von der französischen Regierung vorgesehenen Weg gehen. Einige dürften sich in der Umgebung von Calais verstecken. Auch Natacha Bouchart, die Bürgemeisterin von Calais, befürchtet, dass in der Stadt oder in der Umgebung neue wilde Camps entstehen könnten. Präfektin Buccio will das mit Hilfe der Polizei verhindern. (dpa)