Millionenschwere Steuerhinterziehung: Oxfam erhebt Vorwürfe gegen Pharmakonzerne

Vier internationale Pharmakonzerne sollen Gewinne in Steueroasen verlagert haben. | dpa

Die Entwicklungsorganisation Oxfam wirft vier multinationalen Pharmakonzernen vor, Gewinne gezielt in Steueroasen verschoben und so Steuern in Milliardenhöhe hinterzogen zu haben.

Demnach sollen die vier Konzerne (Johnson & Johnson, Pfizer, Abbott und Merck) 16 Länder, darunter sieben Entwicklungsländer, von 2013 bis 2015 um Steuereinnahmen in Höhe von rund 3,5 Milliarden Euro gebracht haben.

Oxfam hat dazu die Umsätze und Gewinne der vier Konzerne in zwanzig Ländern verglichen. Auffallend ist, dass die Gewinnmarge in Ländern mit durchschnittlichen Steuersätzen bei sieben Prozent liegt, während sie in Steueroasen wie den Niederlanden, Irland und Singapur durchschnittlich 31 Prozent beträgt.

Auch in Belgien haben die Pharmariesen von Steuervorteilen profitiert. In unserem Land betrifft dies vor allem den fiktiven Zinsabzug und den Patentabzug: Maßnahmen, die es den Pharmaunternehmen ermöglichen, ihre steuerpflichtigen Gewinne um 80 Prozent zu reduzieren. Davon hat insbesondere Johnson & Johnson Gebrauch gemacht. So hat beispielsweise die Tochtergesellschaft Janssen Pharmaceutica zwischen 2013 und 2015 in Belgien nur ein bis zwei Prozent Steuern gezahlt.

Der Bericht zeigt außerdem, dass die Pharmakonzerne viel zu hohe Preise für ihre Medikamente verlangen. Laut Oxfam kann Pfizers Brustkrebsmedikament Paclitaxel für 1,16 Dollar hergestellt werden, wird aber für 276 Dollar in den USA und 912 Dollar in Großbritannien verkauft. Bedaquilin, ein Medikament von Janssen Pharmaceutica gegen Tuberkulose, kostet in Südafrika bis zu 708 Euro, während eine generische Variante für nur 41 Euro verkauft wird.

„Diese Praktiken führen zu Rekordgewinnen für Pharmaunternehmen und ihre Aktionäre, aber auf Kosten der Ärmsten. Für sie sind Medikamente unbezahlbar und die öffentliche Gesundheitsversorgung ist unzureichend“, so die Organisation. (belga)