„Deutliche Verbindungen nach Belgien“

An der Flaniermeile Ramblas wurde am Freitag eine Schweigeminute abgehalten. | afp



Laut Trévidic liegt das daran, dass die Terrorstruktur in beiden Ländern marokkanischer Natur ist. „Die Verbindungen sind geschichtlich bedingt. Sie gibt es schon seit den 90er Jahren“, sagte er auf „Europe 1“.

In der Stadt Tongern wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt. Eine 44-jährige Frau aus der limburgischen Stadt kam bei dem Anschlag ums Leben. Sie machte dort Urlaub mit ihrem Mann und den beiden gemeinsamen Kindern. Der Mann, der bei der Armee angestellt ist, konnte die zwei Söhne (10 und 12) in letzter Sekunde in Sicherheit bringen. Die Frau, die für die Post arbeitete, wurde von dem Fahrzeug erfasst. Neben der Frau wurden zwei weitere Belgier verletzt, einer davon schwer.

Die Terroristen hatten die Attacken seit längerer Zeit in einer kleinen Ortschaft geplant.

Hinter den Terrorattacken von Barcelona und Cambrils mit 14 Toten steckt nach Vermutungen der spanischen Ermittler eine organisierte Zelle von Islamisten. Der mutmaßliche Haupttäter ist tot. Er sei in der Nacht zum Freitag zusammen mit anderen mutmaßlichen Terroristen in der Küstenstadt Cambrils erschossen worden, zitierte die Zeitung „El País“ Polizeikreise. Polizeichef Josep Lluís Trapero hatte bereits zuvor laut anderen Medien angedeutet, dass der Fahrer des Tatfahrzeugs von Barcelona unter den Toten in Cambrils sein könnte.

Bei dem Mann könnte es sich nach übereinstimmenden Berichten der spanischen Presse um den den 17-jährigen Moussa Oukabir aus Ripoll handeln. Dafür gab es aber keine offizielle Bestätigung.

Der Marokkaner, dessen Alter von einigen Zeitungen auch mit 18 Jahren angegeben wurde, soll nach der Todesfahrt zu Fuß geflüchtet sein. Er soll nach diesen Informationen seinem älteren Bruder Driss dessen Pass gestohlen und unter dessen Namen den Transporter angemietet haben. Dies habe Driss Oukabir nach seiner Festnahme gegenüber der Polizei bestätigt, hieß es.

Die Polizei erschoss in der Touristenhochburg an der Costa Dorada (Goldküste) fünf mutmaßliche Mitglieder der Terrorzelle und verhinderte damit einen weiteren Anschlag. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag von Barcelona laut ihrem Sprachrohr Amak für sich.

Das Verbrechen erinnerte an einen ähnlichen Terroranschlag vor fast genau acht Monaten auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Damals hatte der 24-jährige Tunesier Anis Amri einen Lastwagen in eine Menschenmenge gesteuert. 12 Menschen starben, fast 70 wurden verletzt.

Die Attacken in Barcelona und Cambrils waren nach Ansicht der Sicherheitskräfte allerdings nicht das Werk von Einzeltätern, sondern eines organisierten Kommandos. Die katalanische Polizei teilte mit, zwischen beiden Verbrechen bestünde ein Zusammenhang. Die Terroristen hätten die Attacken vermutlich seit längerer Zeit in der kleinen Ortschaft Alcanar vorbereitet. In der Gemeinde mit knapp 10.000 Einwohnern südlich von Tarragona war am Mittwoch bei einer Explosion in einem Wohnhaus ein Mensch ums Leben gekommen. Dort sollen nach Informationen der Zeitung „El Pais“ etwa 20 Gasflaschen gelagert worden sein. „Alles begann in Alcanar“, titelte das angesehene Blatt. Die Polizei gehe davon aus, dass der Terrorzelle etwa zwölf Mitglieder angehörten.

In Cambrils hatten fünf Terroristen nach Angaben der Polizei kurz davor gestanden, einen ähnlichen Anschlag wie in Barcelona zu verüben. Die fünf Männer ergriffen die Flucht, als sie mit ihrem Auto von der Polizei gestoppt wurden. Die Verdächtigen seien davongerast und hätten Passanten angefahren, hieß es. Dabei wurden sieben Menschen verletzt, eine Frau starb später. Auf der Flucht kippte das Fahrzeug um. Nach Angaben der Polizei verließen die Insassen mit Äxten und Messern bewaffnet das Fahrzeug. Zunächst hatte es geheißen, die fünf Männer hätten Sprengstoffgürtel getragen. Diese erwiesen sich später jedoch als Attrappen, teilte die katalanische Polizei mit. Ein einzelner Beamter habe vier der fünf Männer erschossen. Ein Kollege habe den fünften Verdächtigen getötet.

In Ripoll 100 Kilometer nördlich von Barcelona, in Cambrils und in Alcanar nahm die Polizei bis Freitag vier mutmaßliche Terroristen fest. Keiner von ihnen sei bis dahin durch terroristische Aktivitäten in Erscheinung getreten, teilten die Sicherheitskräfte mit.

Seit vergangenem Sommer war es in Europa wiederholt zu Anschlägen mit Fahrzeugen gekommen. Im Juli 2016 raste ein Attentäter mit einem Lkw in Nizza in eine Menschenmenge. 86 Menschen starben. Beim Anschlag mit einem gekaperten Laster auf den Berliner Weihnachtsmarkt wurden im Dezember 2016 zwölf Menschen getötet. Im Frühjahr 2017 gab es zudem tödliche Attacken mit Fahrzeugen in London und Stockholm. (dpa/belga/pb)

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