Niederländer in Antwerpener Gefängnis: "Das sind Folterpraktiken"



In der niederländischen Zeitung „Algemeen Dagblad“ erheben die Gefangenen schwere Vorwürfe gegen die Antwerpener Gefängnisleitung: Sie kritisieren, in überfüllten Zellen auf dem Boden schlafen zu müssen, während die Ratten auf den Gängen herumlaufen. Die Zellen würden zudem tagelang nicht gelüftet. Die Häftlinge sehen ihre Grundrechte verletzt.

„Ich kann so viele Missstände aufzählen: Belästigung durch Gefängniswärter, überfüllte Zellen, schlechtes Essen, Duschverbot, keine medizinische Versorgung und dabei dürfen wir die Zellen tagelang nicht verlassen. Das sind Folterpraktiken“, so einer von ihnen. Gefangene müssten zu dritt oder viert in Zellen schlafen, die für zwei Häftlinge vorgesehen sind. „Wenn man als Dritter oder Vierter in eine Zelle kommt, muss man auf einer Matratze am Boden schlafen. Wer sich weigert, auf dem Boden zu schlafen, geht in den Kerker“, sagt ein Gefangener.

Auslöser für den Hilferuf waren die jüngsten Gefängnisstreiks in Belgien. Für die Dauer des Streiks hatten Polizisten die Überwachung übernommen. Die Gefangenen durften in dieser Zeit weder ihre Zellen verlassen, noch Besuch empfangen. Außerdem wurden sie nicht zum Gericht befördert, was ihrer Verteidigung geschadet habe.

Der dreiwöchige Streik war letzte Woche ausgesetzt worden, aber die Häftlinge fürchten neue Aktionen.

Im Gefängnis von Antwerpen sind relativ viele Niederländer inhaftiert. Grund dafür ist die Nähe zum Antwerpener Hafen, beliebter Drogenumschlagplatz. Die meisten Inhaftierten niederländischer Herkunft sind in Drogengeschäfte verwickelt und befinden sich in Antwerpen in Untersuchungshaft.