Ärger mit dem neuen Nato-Hauptquartier

Die Technik-Probleme im neuen Hauptquartier der Nato sind offensichtlich schwerwiegender als gedacht. Der lang ersehnte Umzug der Mitarbeiter und Diplomaten soll nun erst 2018 abgeschlossen werden können. Zudem droht Ärger auch anderer Stelle.

Die Nato muss erneut den Zeitplan für den Umzug in ihr neues Hauptquartier verschieben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde jüngst das Vorhaben aufgegeben, den Neubau bis Ende des Jahres komplett zu beziehen. Zudem werden die Kosten deutlich über der von den Mitgliedstaaten vorgegebenen Höchstgrenze von 1,12 Milliarden Euro liegen. Als derzeitige Richtschnur wird nun eine Summe von 1,17 Milliarden Euro genannt.

Grund für die erheblichen Verzögerungen beim Umzug sind Probleme mit dem neuen IT-System, das höchste Sicherheitsstandards erfüllen muss. Nach Nato-Angaben soll über die Technik nicht nur die gesamte elektronische Kommunikation, sondern auch die komplette Bewachung des Gebäudes gesteuert werden. Um das Hauptquartier vor möglichen Terrorangriffen und Cyberattacken zu schützen, wurde ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem entwickelt. Es umfasst unter anderem mehr als 1000 Kameras und Zugangskontrollsysteme mit Iris-Erkennung.

Verantwortlich für die neue IT ist das US-Unternehmen Lockheed Martin. Ob es für die Verzögerungen zur Verantwortung gezogen werden wird, ist noch unklar. Das neue Nato-Hauptquartier hatte eigentlich bereits 2015 fertiggestellt werden sollen. Nun sagt eine Bündnissprecherin zum Umzug: „Wir rechnen mit einem Abschluss in der ersten Jahreshälfte 2018.“

Die neue Zentrale des Militärbündnisses steht auf einem Gelände in unmittelbarer Nähe des alten Hauptquartiers im Nordosten Brüssels. Offiziell genutzt wurde sie bislang nur als Veranstaltungsort für den Nato-Gipfel am 25. Mai. Die Staats- und Regierungschefs hielten damals ihre Beratungen in einem der Konferenzsäale ab. Zumindest US-Präsident Donald Trump gab sich dabei mit Blick auf die Kosten entspannt. Er werde nicht danach fragen, sagte er und bezeichnete das neue Hauptquartier als „wunderschön“.

Unter den mehr als 4000 Nato-Mitarbeitern und Diplomaten in Brüssel werden die Verzögerungen unterdessen mit einer Mischung aus Frust und Galgenhumor gesehen. Das Bündnis residiert schließlich bereits seit 1967 in einer Zentrale, die eigentlich nur als vorübergehende Lösung gedacht war.

Mitarbeiter verwiesen deshalb schon bei den vergangenen Verzögerungsankündigungen mit einem gequälten Lächeln darauf, dass es nach fünf Jahrzehnten nicht auf ein paar Monate mehr ankomme. Man habe sich mittlerweile an nicht richtig schließende Fenster und langsame Internetverbindungen gewöhnt, heißt es. (dpa)