Offener Brief an Minister Prévot: „Nichts für ungut, Maxime“



Sehr geehrter Herr Minister, Cher Maxime,

ich spreche dich beim Vornamen an, schließlich scheinst du uns besser zu kennen als wir uns selbst. Wir sind also „deutschsprachige Wallonen“. Ich, als Sohn eines Frankofonen aus Malmedy und einer deutschsprachigen Mutter, müsste mich eigentlich geschmeichelt fühlen. Ähnlich wie Büllingens Erster Schöffe Willy Heinzius in einer Mixtur aus deutscher und belgischer Nomenklatur vom „Kylltalradwegravel“ sprach, müsste der Kompromissausdruck „deutschsprachiger Wallone“ mich eigentlich zufriedenstellen. Warum das aber nicht der Fall ist, erkläre ich dir später.

Beschäftigen wir uns doch zunächst mit der Frage, was ein „deutschsprachiger Wallone“ bzw. ein „Wallone deutscher Sprache“ überhaupt ist. Du wirst dir schließlich etwas dabei gedacht haben, als du diese Ausdrücke in einer Ausschusssitzung des Wallonischen Parlaments benutzt hast. Das hoffe ich zumindest. Gibt es denn auch die „Wallonen niederländischer Sprache“ in Brüssel? Deiner Logik zufolge müsste sich der Frankofone dann auch als „Wallone französischer Sprache“ ausweisen. Und Kättchen aus Lengeler wäre eine „Wallonin plattdeutscher Sprache“?

Wir können sie gerne einmal gemeinsam besuchen. Sie würde dir erzählen, dass die Deutschsprachigen herzlich wenig vom Ausdruck „Wallone“ halten. Auch würdest du dann erneut über die viel befahrene N62 anreisen. Du warst doch erst kürzlich da und hast die Realisierung der Umgehungsstraße versprochen. Ein Schild „Willkommen in Ostbelgien“ wird an der Grenze zu Luxemburg eher nicht zu stehen kommen. Obwohl: Du hast erst neulich angekündigt, nach den Gemeindewahlen als Minister zurücktreten zu wollen. Vielleicht sieht dein Nachfolger die Sache etwas lockerer. Jenny Baltus-Möres dürfte es freuen, für mich bedarf es solcher Schilder aber nicht. Vielmehr stößt mir sauer auf, dass du dich zu einer Grundsatzdiskussion über die Identität der deutschsprachigen Bürger des Landes hinreißen lässt.

Dabei habe ich dich bei Terminen bislang als einen durchaus offenen Mann kennengelernt. In Montenau hast du sogar einige Worte auf Deutsch benutzt. Na gut, das gehört mittlerweile auch schon zum guten Benehmen der frankofonen Politiker in unserer Gegend. Aber dass du nun von einer „kleinen Splittergruppe von Deutschsprachigen, die es nicht mögen, wenn man sie daran erinnert, dass sie auch Wallonen sind“ sprichst, enttäuscht mich.

Cher Maxime, lass dir eines gesagt sein: Das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Kultur ist stärker ausgeprägt als zu einer Verwaltungseinheit wie die Region. Wenn sich der Deutschsprachige nicht als Wallone sehen will, muss er das auch nicht. Ob er sich nun als Ostbelgier, deutschsprachiger Belgier oder was auch immer fühlt, sollte dir egal sein. Es ist einzig und alleine eine Frage des Respektes, die Identität deines Gegenübers nicht immer wieder infrage zu stellen. Irgendwann ist es auch gut. Schließlich möchtest auch du, dass wir dich und deine Arbeit, die von Parteifreund Pascal Arimont stets gelobt wurde, respektieren.

Aber nichts für ungut, Maxime.

Es verbleibt mit freundlichen Grüßen, dein deutschsprachiger Wallone.