Kommentare zur möglichen Absetzung der südkoreanischen Präsidentin Park

Südkoreas Präsidentin spielt auf Zeit

Die „Neue Zürcher Zeitung“ kommentiert am Mittwoch die mögliche Absetzung der südkoreanischen Präsidentin Park Geun Hye: Dem Druck ist Park nun auf sehr asiatische Art entgegengekommen. Indem sie „ihr Schicksal in die Hände des Parlaments“ legt, öffnet sie zwar eine Tür zu ihrer Absetzung. Sie gesteht aber nur ein Minimum an Schuld ein und versucht, ihr Gesicht zu wahren. Gut möglich, dass sie auf Zeit spielt, wie ihr das die Opposition unterstellt. Ein Amtsenthebungsverfahren würde sich – wenn es zustande kommt – über Monate hinziehen, ohne dass dessen Erfolg sicher wäre. So bleibt mehr Zeit bis zu einer Neuwahl, die bei einem Rücktritt schon innerhalb von 60 Tagen stattfinden müsste. Zeit, die vor allem Parks Partei dringend braucht. Sie hat durch die Affäre enormen Schaden genommen.

Machtvakuum in Südkorea vermeiden

„Der Standard“ aus Wien schreibt zum gleichen Thema am Mittwoch: Wer sich als Staatschefin der elftgrößten Wirtschaftsmacht derart in persönliche Abhängigkeiten begibt, kann nicht unbefangen regieren. Und bei aller persönlichen Tragik um Parks Lebensgeschichte: Wer so schlecht zwischen echten und falschen Freunden unterscheiden kann, ist auch als Oberkommandierende der Armee an einem geopolitischen Pulverfass nicht tragbar. (…) Doch das ändert nichts daran, dass ihr Argument stimmt: Eine plötzliche Absetzung am Freitag würde an der Spitze des Staates de facto ein Vakuum entstehen lassen – in einer außenpolitischen Situation, in der Südkorea sich das schwer leisten kann. Meint Park es mit dem baldigen Rücktritt ernst, sollte das Parlament ihr Angebot annehmen.