Würdelos

Wenn die spielerischen Mittel fehlen, so lautet ein ungeschriebenes Gesetz des Profifußballs, muss eine Mannschaft noch mehr kämpfen, noch mehr rennen, auf körperliches Spiel setzen. So hat schon so manches Team den sportlichen Abstieg abwenden können. Dem Hamburger SV wird dies in dieser Saison nicht gelingen.

Und das muss man nicht einmal am Ergebnis der alljährlichen Pleite bei Bayern München – diesmal 0:6 – festmachen. Da verlor eine Söldnertruppe willen- und würdelos, die Schuld dafür wurde anschließend bei anderen gesucht: Bei Mitspielern, bei der inzwischen beurlaubten Führungsetage. Fehlte nur das schlechte Wetter und der Rasen in der Allianz Arena.

Und ja, natürlich: Aktionen wie das Aufstellen von Grabkreuzen auf dem Trainingsgelände am Volkspark und ein Aufruf zur Gewalt per Banner („Eure Zeit ist abgelaufen! Wir kriegen euch alle“) sind widerwärtig und kriminell. Dokumentieren aber, wenn auch in höchst abstoßender Weise, dass nicht nur die Spieler, sondern auch die Fans aufgegeben haben. Acht Spieltage vor Saisonschluss … Zu viel ist schiefgelaufen beim Bundesliga-Dino in der jüngeren Vergangenheit, die Vokabel „Kontinuität“ darf man getrost aus dem HSV-Wortschaft streichen. Seit 2009 hat es bei den Hanseaten fünf Vorstandsbosse, sechs Sportdirektoren, zwölf Trainer und neun Aufsichtsratsvorsitzende gegeben.

Ein knappes Jahrzehnt hat also ausgereicht, um eine höchst zweifelhafte „Tradition“ bei dem 131 Jahre alten Klub herauszubilden. Zurück zum Erfolg wird man an der Elbe nur finden, wenn es gelingt, diese ständigen Personalwechsel einzudämmen. Aber dafür braucht es einen Plan. Und genau den hat der HSV fatalerweise aktuell nicht … (sid)