Wenn der Sturm tobt...

Trainer Thomas Tuchel wagte sich am Samstag als Einziger aus der Deckung. | afp

Es war wirklich ein Spektakel. Das Duell zwischen den Emporkömmlingen von RB Leipzig und Rekordchampion Bayern München ließ keine Wünsche offen. Lange Zeit schien der Aufsteiger auf dem besten Weg, den Abonnementmeister mit einer bitteren Niederlage auf die Heimreise zu schicken. Doch am Ende streckten sich Lahm, Lewandowski und Co. nochmals, drehten einen 2:4-Rückstand mit drei Toren innerhalb von elf Minuten und gewannen noch 5:4. Neun Tore, toller Offensiv-Fußball und ein mehr als würdiges Duell zwischen der Nummer eins und der Nummer zwei der Liga.

Irgendwie war der Vergleich in Leipzig symptomatisch für die ganze Saison. RB konnte das Starensemble von der Isar zwar einige Mal ärgern, aber wenn es darauf ankam, zeigte der FC Bayern seine gewohnte Stärke. Leipzig hat aber gezeigt, dass diese Saison beileibe keine Eintagsfliege sein muss. Die Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl hat das Zeug, dauerhaft zum Konkurrenten der Münchner zu avancieren. Im Neuling ist den Bayern ein weiterer Rivale erwachsen, Borussia Dortmund hat schon in dieser Spielzeit erkennen müssen, dass die Vizemeisterschaft kein Selbstläufer ist. Aber diese Erkenntnis muss beileibe nichts Schlechtes sein – im Gegenteil.

Die Bundesliga kann Spannung an der Spitze dringend gebrauchen. Es muss vorbei sein mit der Frage: Wer belegt die Plätze hinter Meister Bayern? Der Titelverteidiger von befindet sich nach dieser Saison im Umbruch, die Lücken, die Philipp Lahm und Xabi Alonso hinterlassen, müssen erst noch geschlossen werden. Eine Riesen-Chance für RBL und BVB in 2017/18.

Nicht mehr in der Bundesliga dabei ist in der kommenden Saison der FC Ingolstadt, der Darmstadt 98 wieder ins Unterhaus begleitet. Zusammen waren beide vor zwei Jahren aufgestiegen, zusammen gehen sie wieder in Liga zwei. Aber erhobenen Hauptes, denn sowohl Darmstadt als auch die Schanzer verkauften sich in der Rückrunde beachtlich. Die schwache Hinrunde – Darmstadt neun, Ingolstadt 12 Punkte – war allerdings für beide eine zu große Hypothek.

Spannend werden indes die nächsten Wochen beim BVB. Trainer Thomas Tuchel wagte sich am Samstag als Einziger aus der Deckung und beschwor Ruhe als erste Bürgerpflicht. „Wenn der Sturm tobt, dann ist es im Auge manchmal ganz ruhig“, fabulierte er. Klar ist aber, dass seine Weiterbeschäftigung nicht in seinen Händen liegt. Er ist Angestellter, und wenn Chef Hans-Joachim Watzke am Ende den Daumen senken sollte, dann muss dies der Fußballlehrer Tuchel akzeptieren. (sid)