Die zuständige Polizei in Koblenz teilte am Abend mit: „Hintergrund sind konkrete Hinweise, aufgrund derer eine mögliche terroristische Gefährdung nicht auszuschließen ist. Derzeit laufen Ermittlungen mit Hochdruck.“
Auf dem Festivalgelände des Nürburgrings waren folgende Lautsprecherdurchsagen zu hören: „Wegen einer terroristischen Bedrohungslage wird das Festival für heute abgebrochen. Wir hoffen, dass es morgen weitergeht. Bitte begebt euch zu den Ausgängen.“ Alle Besucher wurden gebeten, das Festivalgelände kontrolliert und ruhig in Richtung Ausgänge und Campingplätze zu verlassen.
Die Polizei hat uns vorsorglich angewiesen, das Festival zu vorläufig zu unterbrechen. Bitte begebt euch ruhig in Richtung Campingplätze. pic.twitter.com/ubCIlMbb9t
— Rock-am-Ring (@rockamring) 2. Juni 2017
Es sei eine präventive Maßnahme, betonte Veranstalter Marek Lieberberg. Es sei nichts passiert und niemand sei zu Schaden gekommen. Es hätten sich Menschen auf dem Festival-Gelände und im Helferbereich aufgehalten, deren Identität nicht klar sei und die als Gefährder gelten könnten. Daher habe er sich der Anweisung der Polizei beugen müssen. "Ich persönlich hätte mit der Evakuierung gewartet, aber ich will mir nicht vorwerfen lassen, die Gefährdung nicht ernst genommen zu haben."
"Derzeit laufen Ermittlungen mit Hochdruck. Genaue Hintergründe können wir derzeit noch nicht nennen", hieß es von der Polizei. "Da die Sicherheit an erster Stelle steht und eine Gefährdung von Festivalbesuchern in jedem Fall soweit wie möglich ausgeschlossen werden muss, wurde entschieden, das Festival für diesen Tag auszusetzen."
Veranstalter Marek Lieberberg reagierte sehr aufgebracht nach der Unterbrechung des Festivals durch Staatsanwaltschaft und Polizei: „Wir sind offensichtlich die Prügelknaben, die Gelackmeierten. Ich kann nur hoffen, dass die Ermittlungen der Polizei in den nächsten zwölf Stunden zu einem Erfolg führen, damit Rock am Ring am Samstag weitergehen kann. Das alles tut mir sehr leid für unser Publikum. Die Fans sind die Leidtragenden.“
Und sogar zu einer politischen Aussage ließ sich der 71-Jährige verleiten: „Wir sollten den Schwanz nicht einziehen. Wenn es Gefährder gibt, muss man sie stellen. Da sind andere Maßnahmen geboten. Deutschland sendet heute ein katastrophales Signal.“
Die meisten Zuschauer reagierten gelassen, so auch Festivalbesucherin Rebecca Wey aus Bütgenbach: "Wir warteten auf Rammstein, als Marek Lieberberg vor uns trat und uns die Nachricht übermittelt hat. Es ist alles völlig gesittet über die Bühne gegangen. Panik ist nicht ausgebrochen. Jeder hat sich zum Ausgang begeben und ist zurück zu seinem Campingplatz gekehrt. Wir hoffen natürlich, dass das Festival am Samstag weitergehen kann. Sicherheit geht aber vor, das verstehen wir voll und ganz."
Das wohl bekannteste Rockfestival Deutschlands war am Freitag am Nürburgring eröffnet worden. Schon vor der Unterbrechung hatten Sicherheitsbedenken das Festival begleitet. Die Polizeipräsenz am Nürburgring war - auch vor dem Hintergrund des Terroranschlags auf ein Konzert in Manchester vor anderthalb Wochen - auf mehr als 1.200 Beamte aufgestockt worden. Organisator Lieberberg hatte zu Beginn des Festivals auf der Hauptbühne an die Opfer von Manchester erinnert.
Bis zu 90.000 Musikfans wurden zum diesjährigen "Rock am Ring" in der Eifel erwartet. Als Höhepunkt am Freitag hatte der Auftritt der Rockband Rammstein gegolten, der am späten Abend (22.30 Uhr) beginnen sollte. (dpa/ab/hs)