Zu den Hasenglöckchen des Hallerbos

Die Niederlande erleben einen wahren Tulpenboom. Über zwei Milliarden Stück werden sie 2017 produzieren. Die Frühlingsblume Nummer eins ist auch ein gutes und tatsächlich florierendes Geschäft, und dies seit über 400 Jahren.

Zeitgleich im Frühjahr bietet Belgien – zusätzlich zu den blühenden Narzissen in Ostbelgien – ein ähnliches Schauspiel, das jedoch nicht der Vermarktung dient, die für die Tulpen in Holland im Vordergrund steht.

Der Hallerbos (niederländisch für Wald von Halle) ist ein Mischwald in der Provinz Flämisch-Brabant bei Halle, etwa 25 km südlich von Brüssel. Hier wachsen im Frühjahr in wahrer Pracht über weite Flächen blaue Blumen. Das Waldgebiet ist etwa 552 ha groß und bekannt für seine Blütenpracht des Hasenglöckchens Ende April/Anfang Mai.

Hasenglöckchen zählen zur Gattung der Spargelgewächse.

Hasenglöckchen erinnern an Hyazinthen, gehören aber zur Gattung der Spargelgewächse. Wegen der Ähnlichkeit wird manchmal auch von Hyazinthen bei Halle berichtet. Besonders augenfällig ist die intensive blaue Färbung der Blume. Der Wald, in dem diese Blumen regelmäßig und in Fülle wachsen, steht unter Naturschutz, aber zwei Wanderwege führen hindurch. Der Rundweg „Sequoiawandeling“ ist vier Kilometer lang, die Wanderung „Reebokwandeling“ acht Kilometer. Der Hallerwald (Hallerbos) befindet sich in öffentlicher Hand und ist deshalb frei zugänglich. Die Natur muss jedoch geachtet werden wie überall, und das gilt insbesondere für diese blauen Frühlingsblüher.

In früher Zeit ein Kohlengebiet

Der Hallerbos gehört zu den Überresten eines gewaltigen Kohlewaldes, der sich zu Zeiten der Römer vom Rhein bis zur Nordsee erstreckte. Schon seit Ende des Ersten Weltkrieges steht er unter Naturschutz und ist vornehmlich den Tieren und Pflanzen vorbehalten. Breite Wanderwege erlauben es Naturfreunden, sich an den kleinen Wundern des Waldes zu erfreuen, der ganzjährig zu besuchen ist, auch nach der Blütenpracht im beginnenden Frühjahr.

Julius Cäsar nannte diesen Wald in seinen Berichten über den Gallischen Krieg „silva carbonaria“. Entlang des ehemaligen Kohlenwaldes (flämisch Kolenwoud, französisch Forêt Charbonnière) entstand im 5. Jahrhundert eine Sprachgrenze. Südlich sprach man die Vorläufer der heutigen französischen Sprache, im Norden die der heutigen niederländischen Sprache. Es stellt die heutige Sprachenteilung Belgiens dar, nördlich des Waldes spricht man Flämisch/Niederländisch, südlich Wallonisch/Französisch.

Zur Historie des Hallerwaldes lesen wir bei Wikipedia: „Im Frühmittelalter gehörte der Hallerwald der fränkischen Familie der Heiligen Waltrudis von Mons aus dem Königsgeschlecht der Merowinger und dem Haus Arenberg. Da es immer wieder zu Grenzstreitigkeiten kam, wurden im 18. Jahrhundert 24 Marksteine (Grenzpfahle) angebracht, von denen noch 19 im Wald zu finden sind. Nach der Französischen Revolution wurde der Familie Arenberg der ganze Wald zugesprochen. Während des Ersten Weltkrieges fällten die deutschen Truppen fast alle großen Bäume. In den 1930er Jahren wurde der Wald aufgeforstet, etwa ein Drittel Nadelbäume und der Rest Laubbäume (Eichen, Buchen, Vogelbeerbäume).

Ganzjährige offen, im Frühjahr das Ziel vieler Wanderer

Die schönste Zeit für einen Besuch ist der Frühling von Anfang April bis Ende Mai, zur Blütezeit der Hasenglöckchen. Die frühen Morgenstunden sind hier besonders reizvoll. Der leichte Frühnebel und die ersten Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch das frische Grün der Baumkronen bahnen, geben dem Hallerbos ein magisches Gesicht. Zu dieser Tageszeit ist auch die Chance am höchsten, einen Blick auf die meist scheuen Waldbewohner Rehe werfen zu können.

Den Hallerbos erkundet man als Wanderer am besten mit einer in Halle kostenlos angebotenen Wanderkarte. Es bietet sich die Wahl zwischen drei deutlich ausgezeichneten Wanderwegen. Wer sich Fachwissen aneignen will, kann dies mit einem Wanderführer erleben. Diese fachliche Begleitung ist für Gruppen geeignet.

Zur Blüte der Hasenglöckchen werden den Besuchern besondere Leistungen angeboten. An den Wochenenden 22./23., 29./30. April und am 1. Mai werden viele Besucher erwartet, die die Frühlingsblüher im Wald erleben wollen. Dann sorgt die Stadt Halle für kostenlos nutzbare Pendelbusse von Halle aus.

Das Wandern durch das Waldgebiet ist auch außerhalb der Blütezeit im Frühjahr lohnend. Typische Cafés laden ein, vor allem „In de Rust op den Berg“ und „ ́t Kriekske“. Kleine Restaurants sind ebenfalls leicht zu finden.

Wer das Waldgebiet mit dem Auto erreichen will, sollte über den Ring (E19 Brüssel-Mons, Abfahrt 21 (Halle) fahren. (hw)

Schon vor dem Besuch bieten sich Informationen auf Internet an, allerdings vor allem in Niederländisch und Englisch, auf

www.hallerbos.be