Modeschöpferin Diane von Fürstenberg wird 70

Von Christina Horsten

Vom Prinzessinen-It-Girl zur Chefin eines Fashion-Imperiums: Diane von Fürstenberg hat mit ihrem „Wrap-Dress“ Modegeschichte geschrieben und darauf dann eine erfolgreiche Karriere aufgebaut. Jetzt wird sie 70 Jahre alt – und bleibt umtriebig wie eh und je.

V-Ausschnitt, bunt gemustert, aus gemütlichem Jersey-Stoff und mit einem schmalen Gürtel um die Taille: „Es ist ein Kleid, das praktisch und sexy und schön ist“, sagte Diane von Fürstenberg jüngst dem US-Radiosender NPR über ihre berühmte Erfindung. „Jemand hat mal gesagt, dass man sich mit diesem Kleid einen Mann angeln kann, er aber auch kein Problem damit hat, einen mit diesem Kleid seiner Mutter vorzustellen.“

Für Fürstenberg, die das „Wrap Dress“ Mitte der 70er Jahre entwarf, bedeutet das „kleine Kleidchen“ alles. „Es hat alle meine Rechnungen bezahlt, für die Bildung meiner Kinder bezahlt, für meine Häuser, für alles.“ Dem Kleid habe sie Ruhm und Erfolg zu verdanken.

Lange habe sie das einfach so hingenommen. „Aber dann habe ich es mir noch einmal angeschaut, was es für mich getan hat, seinen Platz in der Gesellschaft, und wie unglaublich und selten es ist, dass ein Kleid so eine lange Lebensdauer hat. Und jetzt bin ich sehr stolz darauf.“ Mit Selbstbewusstsein, Eleganz, Geschäftssinn und Neugier baute Fürstenberg, die am heutigen Samstag (31. Dezember) 70 Jahre alt wird, auf dem Kleid schon als junge Frau ein ganzes Mode-Imperium auf, das bis heute boomt.

Das Wickelkleid wurde zum Symbol von Weiblichkeit, Freiheit und Selbstbewusstsein und Fürstenberg in den Medien als „verkaufskräftigste Frau seit Coco Chanel“ gefeiert. Noch heute tragen Stars wie Jessica Alba, Madonna, Jennifer Lopez oder die britische Herzogin Kate die meist gemusterten Kreationen.

Dabei war Fürstenbergs Start ins Leben alles andere als einfach. 1946 war sie als Tochter eines aus Russland stammenden Kaufmanns in Brüssel als Diane Halfin geboren worden. Beide Eltern waren Juden, ihre Mutter Holocaust-Überlebende. Bei der Geburt war sie erst vor kurzer Zeit aus einem Konzentrationslager zurückgekehrt und so dünn und zerbrechlich, dass Ärzte ihr gesagt hatten, dass sie niemals Kinder bekommen werde. „Sie hat mir beigebracht, dass Angst keine Option ist“, sagt Fürstenberg über ihre Mutter. Nach der Schule geht die bildhübsche junge Frau zum Betriebswirtschaftsstudium nach Genf, wo sie den Adeligen Egon von Fürstenberg kennenlernt. „Ich dachte nicht, dass ich so schnell heiraten würde, aber plötzlich war ich schwanger“, erzählt sie später dem „Wall Street Journal“. 1969 heiratet das Paar, bekommt einen Jungen und ein Mädchen und geht nach New York. Als „Prinz und Prinzessin von der Park Avenue“ werden sie dort zu den Lieblingen der Szene. Andy Warhol, Francesco Clemente und Helmut Newton porträtieren Diane. Die bringt abends die Kinder ins Bett und geht dann in den legendären Club „Studio 54“.

Der Mode bleibt sie immer treu.

Aber das Party-Luxus-Leben reicht ihr nicht, sie will es sich und allen beweisen und startet ihr Mode-Business. „Ich wollte nie von jemandem abhängig sein, ob von meinem Vater oder meinem Mann. Schon als kleines Mädchen wusste ich, was ich einmal für eine Frau sein will, auch wenn ich nicht genau wusste, was ich machen will. Ich wollte unabhängig sein, auf dem Fahrersitz, mit Kontrolle über mein Leben, auch finanziell. Die Frau bin ich dann auch geworden, mit viel Glück schon in meinen Zwanzigern.“ Von Egon von Fürstenberg lässt sie sich nach nur drei Jahren Ehe wieder scheiden.

Der Mode aber bleibt sie treu und führt ihr Unternehmen durch Höhen und Tiefen. 2001 heiratet Fürstenberg, die sich in den USA der Einfachheit halber oft auch Furstenberg nennt, den US-Medienmogul Barry Diller. Das Paar zeigt sich häufig auf den Roten Teppichen New Yorks und setzt sich mit einer gemeinsamen Stiftung und viel Geld beispielsweise für Park-Projekte wie die High Line ein, eine begrünte ehemalige Eisenbahntrasse in New York. „Ich bin stark, neugierig und liebe das Leben“, sagt Fürstenberg heute über sich. „Ich bin eine Abenteurerin und beiße in das Leben wie in einen Apfel.“ Auch in die digitale Welt stürze sie sich. „Ich witzele immer, dass ich froh bin, dass ich alt genug bin, um im „Studio 54“ gewesen zu sein, und jung genug, um Teil der digitalen Revolution zu sein.“

In den fast 150 „DVF“-Läden weltweit verkauft die vierfache Großmutter inzwischen auch Schuhe, Handtaschen, Schals, Brillen und Schmuck – aber im Mittelpunkt steht immer noch das „Wrap Dress“, der Ursprung allen Erfolgs. Nur sie selbst trägt es nicht mehr. „Ich habe einfach nicht mehr die Taille für ein Wrap Dress.“ (dpa)