Die Männermode sprengt einige Grenzen

Ganz gleich, ob es nun modern ist oder nicht, in einem Outfit sollte man sich wohlfühlen. Dieses einleuchtende Ziel verfolgt die Frauenmode gerade stark.

Trend 1: Hauteng war gestern

Auch die modebewussten Männer dürfen ab Frühjahr 2018 auf den Zug aufspringen. Aber die Modedesigner sind zugleich dabei, den Versuch einer kleinen Revolution zu wagen. „Alles ist erlaubt, es gibt keine Regeln“, fasst Petra Schreiber vom Verband Farbe Stil Image die Trends zusammen. Sogar der Rock für ihn soll Mode werden.

Sie wanderten schon im vergangenen Jahr auf die Kleiderstangen und sind auch in diesem Jahr nicht wegzudenken. Die Rede ist von Chinos und Bundfaltenhosen. Letztere haben das Mehr an Volumen schrittweise eingeführt: Zunächst rutschte die Taille hoch, nun zieht die Fußweite nach. „Sie werden unten weiter und steigern sich nach und nach“, sagt René Lang, Modedesigner und Präsident des Netzwerks deutscher Mode- und Textildesigner. Das setzt sich obenherum fort: Kragen und Krawatten werden ebenfalls breiter.

Die restliche Oberbekleidung soll auch nicht länger eng ansitzen. „Knallenge Looks zeugen nicht mehr von Modernität, wie es vor einigen Jahren der Fall war“, sagt André Bangert von der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“. Oversized Sweat und Hemden sowie übergroße Sakkos oder weite Anzüge gehören ab Frühjahr in den Kleiderschrank des modebewussten Mannes. „Wer sich damit schwertut, sollte sich zunächst an die weiteren Hosen trauen“, rät Bangert. Eine Bundfaltenhose kombiniert man etwa mit einem engem Oberteil.

Doch es geht auch andersherum. „Eine enge Hose zum weiten Sakko betont die männliche V-Linie“, erklärt Lang. Gerade beim Oversized-Look ist das wichtig, denn er ist nicht nur bequem und lässig, sondern trägt leider optisch auch auf. „Kleine, fülligere oder korpulente Männer sollten nicht zu viel von weiten Looks und Layering tragen„, rät daher Schreiber.

Stattdessen sollten sie ihre Silhouette durch Formen und Schnitte stylen. Auch draußen wird es voluminös. Männer tragen am lauen Frühlingsabend Blousons, ganz im Stil der College- und Bomberjacken.

Leichte Stoffe wie Nylon machen sie fein und casual, einfarbig oder bunt gemustert Außerdem wird der Duffle-Coat eine Rolle spielen: Seine Verschlüsse schaffen es an die Strickjacken.

Trend 2: Bitte recht auffällig bei Farben und Stoffen

Sie sind der Dauerbrenner unter den Farben: Blautöne sind gerade nicht wegzudenken. Auch im Frühling und Sommer bleiben sie als Statementfarbe erhalten. Dazu gesellt sich Beige. „Ob als Hose, kombiniert mit hellblauem Hemd und dunkelblauem Sakko oder Pullover“, sagt Schreiber. Dazu passen feine braune Schuhe in Velours- oder Glattleder. „Auch als Mantel passt die Farbe Beige super zum minimalistischen Outfit aus schwarzer Hose und schwarzem Rollkragenpullover.“ Alternativ: „Rosé und Pflaume lassen sich gut zu blauen oder grauen Kleidungsstücken kombinieren“, findet Lang. Spannend ist auch ein Tabakton dazu. Dann sollte man allerdings nicht zu blass sein.

Einige Muster der 80er und 90er feierten schon im Winter ihr Comeback. Nun schaffen sie es auch noch in die Frühjahrsmode. „Karos und das klassische Burberry-Muster sind im Trend“, berichtet Schreiber. Ob Jacke oder Hose, das gemusterte Kleidungsstück sollte dabei grundsätzlich mit einem einfarbigen Teil kombiniert werden. Dann wirkt wenigstens auch das Muster. Richtig auffällig wird es dann im Sommer: Kräftig und bunt ersetzt das Pastell des Frühlings. Beliebt sind dabei florale Prints und das Paisley-Muster.

Neben den weiten Schnitten laden auch die Stoffe zum Wohlfühlen ein. „Jersey ist der Stoff der Stunde“, betont Bangert. Was man von Jogginghosen und Sweat-Shirts kennt, wird nun auch beim Anzug und Hemd eingesetzt. Der Jersey sollte jedoch nicht zu schwer sein, sonst wirkt der Anzug schnell wie ein Bademantel. Neben technischen Materialien bleibt auch Baumwolle beliebt, unter anderem im Denim-Look. Auffällig ist der Materialmix mit Cord oder Leder.

Trend 3: Nichts für schwache Nerven

Die Grenzen zwischen den Geschlechtern werden aufgeweicht. „Immer mehr Unisex-Mode kommt“, sagt Schreiber.

Und es sind nun auch Röcke und Kleider in der Männermode zu finden, was sicherlich nicht für jeden etwas ist. Ebenso gewöhnungsbedürftig für manchen, und zuletzt ebenfalls bei den Frauen schon hoch im Kurs: Transparentes. Wer sich tatsächlich an durchsichtige Kleidung wagt, sollte darunter aber gepflegt sein.

Aufregend, aber alltagstauglicher sind hingegen asymmetrische Schnitte, Formen und Muster. Das kann vorteilhaft wirken: Bestimmte Körperregionen lassen sich damit kaschieren oder geschickt hervorheben. (dpa)