Sportwagen aus der zweiten Reihe glänzen in Genf

Noch am ehesten ist Motorsportfreunden die Geschichte von Alpine oder dem Lancia Stratos präsent, an die neue Modelle auf der Messe anknüpfen. So gibt es von der im vergangenen Jahr in Anlehnung an den Klassiker neu aufgelegten Alpine A110 in diesem Jahr zwei neue Varianten zu sehen.

Dabei handelt es sich um die Alpine A110 Légende für komfortbetonteres, schnelles Reisen etwa dank sechsfach verstellbarer Ledersportsitze, und die gewichtsreduzierte Alpine A110 Pure mit leichten Schalensitzen. Beide Versionen erhalten mittels eines Turbobenziner Vortrieb, der aus 1,8 Litern Hubraum 185 kW/252 PS schöpft und die Leistung über ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen an die Hinterräder weitergibt.

Die Preise starten bei 54.700 Euro (Pure) beziehungsweise 58.500 Euro (Légende). An die Stratos-Rennlegende erinnert ein anderes Projekt. Bei Manifattura Automobili Torino (MAT) entsteht der Lancia Stratos als Neuinterpretation in Kleinserie mit 25 Stück. Das keilförmige Original kämpfte in den 1970ern bei Rallyes um Lorbeeren.

Als Basis dient ein Ferrari F430, dem die Italiener neben weiteren Maßnahmen das Chassis um 20 Zentimeter kürzen und in ein neues Carbonkleid hüllen. Die Leistung beträgt 397 kW/540 PS. 3,3 Sekunden braucht das Auto laut Hersteller für den Sprint von null auf Tempo 100. Der Preis betrage ab 550.000 Euro, so Firmenchef Paolo Garella. Dafür bekommt man allerdings nur den Umbau, einen eigenen Ferrari 430 muss man dazu mitbringen – den es nur noch gebraucht gibt.

Mit krassen Leistungsdaten ringt man dagegen am Stand der kroatischen Marke Rimac Automobili um Aufmerksamkeit. Dort gibt es den elektrischen C Two zu bestaunen. Der E-Renner soll 1.408 kW/1914 PS leisten und bis zu 412 km/h schnell sein. Für den Sprint – wohlgemerkt auf Tempo 300 – benötigt die nur 1,21 Meter hohe Flunder aus Carbonfaser 11,8 Sekunden: so wenig, wie normale Pkw für Tempo 100 brauchen. Für die maximale Reichweite mit einer Akkufüllung nennt das Unternehmen 650 Kilometer. Rimac plant eine Kleinserie von 150 Fahrzeugen. Stückpreis: rund 2,02 Millionen Euro. Noch beeindruckender soll das Auto von Corbellati werden. Die italienische Firma hat „das schnellste Hypercar“ der Welt angekündigt und nennt ihre Interpretation blechgewordenen High-Speeds treffenderweise Missile. Das passt weniger zum Aussehen: Das 1,17 Meter flache Geschoss erinnert an Rennsportwagen aus den 1960er Jahren wie den Alfa Tipo 33 Stradale. Also ein Retroauto?

Nein, das Bild trügt gleich in mehrerlei Hinsicht: Denn die Flunder trägt kein Blechkleid, sondern eines aus Carbonfaser. Und der Hersteller erwartet ein Spitzentempo von mehr als 500 km/h.

Möglich machen sollen das neun Liter Hubraum und zwei Turbolader, die 1.324 kW/1.800 PS freisetzen. Anfang nächsten Jahres geht es mit dem Missile voraussichtlich zu einem ausgetrockneten Salzsee in die Vereinigten Staaten. „Dort wollen wir beweisen, dass wir die 500-km/h-Marke knacken können“, sagt Firmenchef Achille Corbellati. Später soll der Wagen tatsächlich als Verkaufsauto auf die Straße kommen. Zahlungskräftige Speed-Junkies dürften aber nicht vor Ende 2019 zuschlagen können.

Der Preis ist noch unbekannt, dürfte aber sicher siebenstellig werden. Während die Italiener den Weg auf die Straße noch gehen müssen, scheint er bei der chinesischen Marke LVCHI schon fix.

Aus China kommt bald ein Sportler mit gleich vier Elektromotoren

Der Venere soll ab 2019 auf den Markt kommen, erklärt Sprecherin Silvia Galli. Bei der viertürigen Limousine mit vier Sitzen explodiert kein Benzin mehr in Brennkammern, explosiv soll es aber dennoch werden.

Dafür sorgen vier Elektromotoren, die insgesamt auf eine Leistung von 740 kW/1.006 PS kommen. Damit spurtet die 5,15 Meter lange Limousine in 2,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, und erst bei 286 km/h soll der Vortrieb enden. Nach Aussagen von LVCHI macht der Akku eine Reichweite von 652 Kilometern möglich. Die Fahrgastzelle inklusive Dach besteht aus Carbonfaser. Gebaut werden soll der Venere in Turin. Denn die Chinesen arbeiten eng mit der Designfirma I.DE.A zusammen, die das Auto entwickelt hat. Die Preise stehen noch nicht fest, die Sprecherin gibt als Spanne aber ungefähr 297.500 bis 357.000 Euro an.

Damit wird man beim Zerouno Duerta von Italdesign nicht hinkommen. Zwar stehe der Preis des Roadsters noch nicht fest, sagt Pressechef Franco Bay. Aber der geschlossene Vorgänger des offenen Renners kostete rund 1,79 Millionen Euro, die offene Version könnte noch kostspieliger werden. Die Kleinstserie werde fünf Stück umfassen, so Bay. Die Karosserie besteht aus Carbonfaser, der 5,2 Liter große V10-Motor wie auch das Chassis stammen vom Audi R8, leistet 449 kW/610 PS und sorgt für ein Tempo über 320 km/h. Ähnlich schnell können Kunden im dänischen Zenvo TSR-S werden. Hier stehen 325 km/h im Datenblatt. S steht hier für Street, Straße also. Doch soll der Zenvo auch für die Rennstrecke gerüstet sein: Im nur knapp 1,20 Meter flachen Wagen arbeitet ein 5,8 Liter großer V8, dem sich von 515/700 PS bis zu 866 kW/1.177 PS entlocken lassen sollen. Das könne der Fahrer in drei Einstellungen am Lenkrad regulieren, erklärt Marketing-Chef Van Rooy. Das Auto beschleunigt binnen 2,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und knackt die 200-km/h-Marke nach 6,8 Sekunden. Man wolle dem Kunden ein echtes Rennauto bieten, das aber auch auf normalen Straßen fahrbar ist. „Ein Auto, das sehr sexy aussieht, aber zur gleichen Zeit brutal ist.“ Zenvo will nicht mehr als fünf Autos im Jahr bauen – für jedes möchten die Dänen rund 1,6 Millionen Euro haben. Die Auslieferung ist für die zweite Jahreshälfte angedacht. (dpa)