Neuheiten vom Pariser Autosalon SUV-Welle an der Seine

Ein Hallenübersicht beim Internationalen Automobilsalon Paris. | dpa

Der SUV-Rausch dauert an: Auch auf dem derzeitigen Pariser Salon dreht sich fast alles um Geländewagen für Stadt und Land. Zwar fehlen beinahe ein Dutzend Aussteller, darunter Marken wie VW, Ford, Opel, Mazda oder Nissan. Und es klaffen entsprechend große Lücken in den Hallen an der Porte des Versailles. Doch wer es an die Seine geschafft hat, der rückt in aller Regel einen Allradler ins Rampenlicht.

Dabei schwappt die Welle der SUV durch alle Fahrzeugklassen: In der Luxusliga wollen BMW und Mercedes mit den neuen Auflagen von X5 und GLE für Impulse sorgen. In der Mittelklasse schickt Seat den Taracco als erstes SUV mit sieben Sitzen aus Spanien ins Rennen. In der Kompaktklasse macht sich Citroën für den C5 Aircross große Hoffnungen im Kampf gegen VW Tiguan und Co. Und in der Liga darunter rückt die feine Markenschwester DS den DS3 Crossback ins Rampenlicht.

Natürlich ist ein Geländewagen nicht das vernünftigste Fahrzeugkonzept. Erst recht nicht, wenn er die allermeiste Zeit in der Stadt bewegt wird. Doch das schlechte Gewissen der SUV-Fahrer wird kleiner. Denn immer mehr dieser Lifestyle-Autos werden elektrifiziert. Das beginnt bei konventionellen Hybriden, wie sie Toyota in Paris beim RAV-4 und Honda beim CR-V zeigen. Hinzu kommen Plug-in-Modelle, wie sie BMW und Mercedes für X5 und GLE, Citroën und Peugeot für C5 Aircross und 5008 sowie Renault für den Captur ankündigen. Und es gipfelt in jenen voll elektrischen Autos, mit denen die etablierten Hersteller jetzt die Jagd auf Tesla eröffnen.

Nicht umsonst stehen an der Seine Stromer wie der Audi e-Tron oder der Mercedes EQC noch einmal in der ersten Reihe, selbst wenn sie jeweils vor ein paar Wochen schon auf eigenen Veranstaltungen gezeigt worden sind. Wem die jeweils rund 80 000 Euro für gute 400 Kilometer Reichweite zu viel sind, den lockt Kia zwei Klassen darunter mit dem e-Niro, der von Paris aus ebenfalls als elektrisches SUV durchstartet. Genau wie der DS3 Crossback, der zum ersten rein elektrischen Auto aus dem PSA-Konzern werden soll.

Aber natürlich können die SUVs nicht nur sauber, sondern auch stark sein. Das beweisen Skoda in Paris mit dem auf 176 kW/240 PS getunten Kodiaq RS, Porsche mit dem überarbeiteten Macan und Seat mit der Einführung der Tuning-Marke Cupra, die sich als erstes den Ateca vorgenommen und auf 221 kW/300 PS gebracht hat.

Zwar ist der SUV-Siegeszug ungebrochen. Doch so ganz klein geben die anderen Segmente noch nicht bei. Als konventionelle Limousine für die gehobene Mittelklasse gibt bei BMW die siebte Generation des Dreiers ihren Einstand. Mercedes zieht das Tuch von der neuen B-Klasse. Und auch in der Kompaktklasse tut sich etwas:

Skoda bringt gegen den VW Golf so langsam den Nachfolger des Rapid Spaceback in Stellung, der in Paris noch als seriennahe Studie Vision RS gezeigt wird. Toyota bereitet mit dem Comeback des Corolla als ausschließlich mit Hybridmotoren lieferbarem Fünftürer und Kombi den Abschied vom Auris vor. Und Kia zeigt mit dem Proceed den vielleicht schönsten Kombi im Segment.

SUVs mit und ohne Elektromotor und ein paar neue Volumenmodelle; Raum für Visionen oder Träume gibt es in Paris kaum. Die einzigen neuen Sportwagen sind die exklusiven Monza-Modelle von Ferrari und der Porsche 911 Speedster. Und die einzigen Studien sind ein traumhaft schönes Elektrocoupé im Stil des 504 bei Peugeot, die autonome Luxus-Lounge EZ-Ultimo bei Renault und der Smart Forease, der die Idee des Extrem-Cabrios Crossblade ins Elektrozeitalter fortschreibt.

So unterschiedlich diese Autos auch sein mögen, haben sie eines gemeinsam: Die Chancen auf eine Serienfertigung sind eher gering. Erstens, weil sie wie der Renault Technologien nutzen, die noch weit von der Marktreife entfernt sind. Oder weil sie wie der Smart Segmente bedienen, die an Bedeutung verlieren. Und zweitens, weil sie keine SUVs sind.

Diese Gattung dagegen wird auch in Zukunft den Ton angeben und selbst ohne Messe den Neuheitenkalender dominieren.

Die nächste große Premiere ist darin schon verzeichnet. Denn was VW mit der Absage an Paris gespart hat, investieren die Niedersachsen in drei Wochen in ein eigenes Event zur Enthüllung des neuen T-Cross. (dpa)