Vier Oscars für "Shape Of Water" - Spezialeffekte-Preis an Deutschen

Der mexikanische Regisseur und Produzent Guillermo del Toro hat mit seinem Kinomärchen «Shape of Water – Das Flüstern des Wassers» vier Oscars gewonnen. Er triumphierte in den Hauptkategorien bester Film und Regie; außerdem gab es Preise für die Filmmusik und das Produktionsdesign. Von den deutschen Oscar-Hoffnungen erfüllte sich nur eine: Gerd Nefzer bekam die Trophäe für die visuellen Effekte im Film «Blade Runner 2049». Gesellschaftspolitische Themen wie der Missbrauchsskandal in Hollywood, Rassismus und Gleichberechtigung kamen in der Nacht zu Montag nur am Rande vor, die 90. Oscar-Gala war eine Feier des Films.

Gleich zwei der vier Schauspieler-Auszeichnungen gingen an die Tragikomödie «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri». Die 60-jährige Frances McDormand wurde zum zweiten Mal in ihrer Karriere für die beste Hauptrolle geehrt – nach 1997, als sie mit dem Film «Fargo» gewann. Ihr Filmkollege Sam Rockwell (49) erhielt den Preis als bester Nebendarsteller.

Bester Hauptdarsteller wurde der Brite Gary Oldman (59) für seine Verkörperung des britischen Premiers Winston Churchill in «Die dunkelste Stunde». Das Historiendrama erhielt auch eine Auszeichnung in der Kategorie Make-up/Frisur. Die 58-jährige Allison Janney wurde zur besten Nebendarstellerin gekürt – im Drama «I, Tonya» spielt sie die ehrgeizige Mutter der Eiskunstläuferin Tonya Harding.

Moderator Jimmy Kimmel hatte die Verleihung der Oscars mit einigen Spitzen zur #MeToo-Debatte eröffnet. «Oscar ist derzeit der beliebteste und am meisten respektierte Mann», sagte der 50-Jährige und ergänzte: «Er hält seine Hände dort, wo man sie sehen kann.» Er sei nie unflätig, und am wichtigsten: «Kein Penis.» «Das ist ein Mann, von dem wir mehr in dieser Stadt brauchen.»

Doch insgesamt blieb Kimmel eher zahm, auch die Preisträger und Laudatoren hielten sich mit gesellschaftspolitischen Äußerungen zurück. Immerhin konnte Regisseur und Autor Jordan Peele Oscar-Geschichte schreiben: Mit seiner Horror-Komödie «Get Out» gewann er als erster Afro-Amerikaner den Preis für das beste Original-Drehbuch.

Ansonsten besann man sich im Dolby Theatre in Hollywood auf das Eigentliche: das Kino. Das war auch an der aufwendigen Bühnendekoration zu sehen, die deutlich an die goldenen Zeiten des Kinos mit Glanz und Pomp erinnerte. Außerdem bekamen die Kinogrößen Faye Dunaway und Warren Beatty eine zweite Chance: Nach der Panne mit vertauschten Gewinner-Umschlägen durften sie in diesem Jahr erneut den besten Film verkünden. Diesmal klappte es ohne Patzer.

Einen eindeutigen Abräumer gab es diesmal nicht: «Shape Of Water» gewann zwar vier Oscars, war aber zuvor in 13 Kategorien nominiert gewesen. Drei Trophäen gingen an das Kriegsdrama «Dunkirk» – jedoch in den weniger beachteten technischen Kategorien Tonmischung, Tonschnitt und Filmschnitt.

Deutsche Filmemacher und -experten waren mehrfach im Rennen, doch einzig Nefzer konnte einen Goldjungen gewinnen. «Es ist ein super Moment in meinem Leben, ich hätte nie gedacht, dass ich es als deutscher Special Effects Supervisor mal zu den Oscars schaffe», sagte er hinter der Oscar-Bühne. Nefzer stammt aus Schwäbisch Hall und arbeitet in der Filmschmiede Potsdam-Babelsberg.

Die Regisseurin Katja Benrath und ihr Produzent Tobias Rosen gingen in der Kategorie Live-Action-Kurzfilm ebenso leer aus wie die Regisseure Jakob Schuh und Jan Lachauer in der Sparte Animierter Kurzfilm. Auch der seit den 80er Jahren in Hollywood lebende deutsche Filmkomponist Hans Zimmer verpasste eine Trophäe.

Der Zeichentrickfilm «Coco» holte zwei Trophäen: als bester Animationsfilm und für den besten Filmsong. «Blade Runner 2049» wurde ebenfalls zwei Mal ausgezeichnet: Neben den visuellen Effekten auch für Kamera. Je einen Oscar gewannen das Gesellschaftsdrama «Der seidene Faden» (Kostümdesign) und das Liebesdrama «Call Me By Your Name» (adaptiertes Drehbuch).

Der Auslands-Oscar ging nach Chile für «Eine fantastische Frau» von Sebastián Lelio, eine deutsche Koproduktion. Beste Dokumentation wurde «Icarus» von Bryan Fogel und Dan Cogan über die russischen Doping-Machenschaften der vergangenen Jahre. (dpa)