Antilopen-Gang: Rapper, Punker und Paarhufer

Die Rapper der Antilopen Gang (v. l. n. r.) Danger Dan, Panik Panzer und Koljah aus Aachen und Düsseldorf wurden in den vergangenen Jahren mit ihren von Punk-geprägten Zeilen („Beate Zschäpe hört U2“) berühmt und räumten den New Music Award 2015 ab. | Melanie Zanin/dpa

Textzeilen über dicke Autos und Gangster-Gehabe sind bei der Antilopen Gang nicht zu finden. Stattdessen beschäftigen sich Panik Panzer, Koljah und Danger Dan mit gesellschaftlichen Fragen und liefern gleich selbstironische Antworten mit. Auf ihrem am Freitag erscheinenden neuen Album bleiben sie diesem Rezept treu – würzen es aber mit einer ordentliche Prise Punk.

Schon die Single „Pizza“ weist den Weg zur musikalischen Anarchie: Die Antilopen huldigen darin dem Teigfladen als heilsbringender Allzweckwaffe und Bela B. schließt sich ihnen an.

Der Ärzte-Drummer ist nur einer von vielen ehemaligen und aktuellen Punk-Protagonisten, die die drei Rapper für das Bonusalbum zu „Anarchie und Alltag“ mit Punk-Coverversionen eigener Lieder rekrutieren konnten. Auch Campino ist dabei – die Antilopen stehen beim Toten Hosen-Label JKP unter Vertrag.

Die Idee zum Bonusalbum sei ihnen schon lange in den Köpfen herum geschwirrt, erklären die Antilopen im dpa-Interview. „All die Gäste, die wir angefragt hatten, die uns zum Teil schon seit unserer Jugend begleiten, haben zugesagt. Wir haben uns einen Traum verwirklicht“, berichtet Panik Panzer. Der Anarcho-Einfluss ist hörbar. Gekonnt zitieren die drei aus Aachen und Düsseldorf eben nicht nur Rap-Kollegen in ihren Texten, sondern auch immer wieder Genregrößen wie die Fehlfarben oder Slime. Tatsächlich erinnern die Punchlines der Antilopen schon immer an eine Mischung aus Fun- und Politpunk. Auch auf „Anarchie und Alltag“ wird’s wieder satirisch: Im Titel „Tindermatch“ finden ein Salafist und ein Pegida-Anhänger in einander Seelenverwandte. Ein anderes Mal rappen die Antilopen über RAF-Terroristen: „Früher waren sie Gangster, heute sind sie Rentner.“ In „Atombomben auf Deutschland“ sinnieren sie, ob aus der Bundesrepublik nicht besser ein großer Baggersee werden sollte.

Der politisch nicht immer korrekten Schlagseite zum Trotz, sind die Antilopen inzwischen einer breiten Öffentlichkeit bekannt: Nachdem sie die Single „Beate Zschäpe hört U2“ veröffentlichtet hatten, gewannen sie 2015 den „New Music Award“ der jungen Radiosender der ARD. Auf „tagesschau24“ waren sie schon im Interview. Die Amadeu Antonio-Stiftung zeichnete sie für ihr Engagement gegen Rechts aus.

Wie sie es überhaupt in den Mainstream schafften, können sich Koljah, Panik Panzer und Danger Dan selbst nicht erklären. „Das Absurde ist, dass wir mit allem, was wir machen, wirklich nicht aktiv dazu beitragen, salonfähig zu sein“, sagt Danger Dan im dpa-Interview. Diesen Widerspruch greifen sie in „Das Trojanische Pferd“ auf. Der Text der Single klingt wie die Rechtfertigung für ihren scheinbaren Ausverkauf: Getarnt als frech-freundliche studentische Rapband hätten die Antilopen den Einzug ins Öffentlich-Rechtliche geschafft, verfolgten in Wahrheit aber eine Agenda. Es ist nicht der einzige Song, bei dem Verschwörungstheoretiker ihr Fett wegbekommen. (dpa)