„Ich als Makler muss mich in jeden Verkäufer neu hineindenken können“

Bei EU-Immobilien ist Lucas Reul seit sechs Jahren tätig, die letzten drei Jahre, heißt: nach seiner Ausbildung, als selbstständiger Makler vorrangig in Eupen und Umgebung und von daher mit einem guten Gespür für den Markt.

Was motiviert einen jungen Menschen zur Berufswahl Immobilienmakler?

Im Grunde war es zunächst Zufall, dass sich mir diese berufliche Option eröffnete. Zugleich aber wurde mir schnell klar, dass die Perspektiven in diesem Beruf durchaus positiv sind. Auch oder gerade weil der Immobilienmakler nicht zu den gefragtesten und populärsten Berufsbildern zählt. Von Vorteil war sicher auch, dass der Job quasi vor der Haustür lag: Angesiedelt ist mein Ausbildungsbetrieb in der Klosterstraße nur wenige Meter vom Familienbetrieb.

Worin besteht eigentlich die Ausbildung zum Makler?

Wie auch andernorts in der Ausbildung ist es die Balance zwischen Praxis und Theorie, heißt: Erfahrung im Betrieb und Wissen auf der Schulbank. Im Unternehmen selbst lernt jemand vor allem, wie er Kundschaft, Objekt und Markt einschätzt, wogegen der schulische Schwerpunkt klar auf gesetzlichen, juristischen und finanztechnischen Fragen lag. Gerade dieser Aspekt bedarf aber einer ständigen Weiterbildung, da die Materie einerseits sehr komplex ist, andererseits ständigen Veränderungen und Anpassungen unterliegt.

Wo läuft eine solche Ausbildung? Und wie aufwendig ist sie?

Da Familie Rathmes zu jener Zeit noch ein Büro in Spa unterhielt, war es mir möglich, meine theoretische Ausbildung im französischsprachigen System zu absolvieren, konkret: über drei Jahre zweimal die Woche nach Betriebsschluss vier Stunden in Verviers. Im Grunde ist es schade, dass eine solche Ausbildung (also duales System in Ausbildungsbetrieb und Schule) bisher noch nicht in Ostbelgien angeboten wird. Vielleicht auch der Grund, weshalb so wenige Jugendliche hier bei uns diesen Beruf anstreben. Der derzeit einzig mögliche Weg wäre eine Ausbildung an der Hochschule, die dann aber faktisch ohne die praktische Ausbildung auskommen muss. Was aus meiner Erfahrung wenig Sinn macht!

Was ist die wesentliche Erkenntnis für einen jungen Makler in diesem Metier?

Jeder Kundenkontakt ist individuell anders, Normen gibt es bei uns nicht. Verkauf und Kauf sind quasi Vorgänge „à la carte“. Jedes Mal neu ist ebenso die Ausgangsposition wie die Erwartungshaltung. Was von unserer Seite eine hohe Sensibilität und Flexibilität voraussetzt, denn ich als Makler muss mich in jeden Verkäufer (mit denen wir ja die meisten und engsten Kontakte haben) neu hineindenken können – in seine Wünsche, seine Optionen, seine Ansprüche… Daneben hat aber auch jedes Objekt und selbst jeder Standort seine Eigenheiten, die wir ständig neu ausloten müssen. Architektonisch, landschaftlich, wirtschaftlich, energetisch…

Mit welchem Zeitfenster veranschlagen Sie die Veräußerung eines Objektes?

Gängigerweise mit drei bis sechs Monaten, wenngleich es auch hier keinen vorgefertigten Fahrplan gibt. In dieser Zeit kann es beliebig viele Kontakte mit dem Verkäufer geben – durchweg auch abhängig von Umfang und Art des Auftrags.