Gotthilf Fischer: Ein Leben für den Chorgesang

Gotthilf Fischer ist noch fit und musiziert, auch wenn die Zeit der großen Tourneen mit den Fischer-Chören vorbei ist. | dpa

Mit nur 14 Jahren hat er das Dirigieren angefangen – 75 Jahre später hält Gotthilf Fischer immer noch zahlreichen Chören die Stange. Bei Wind und Wetter und fast jeden Tag schwingt der 89-Jährige den Taktstock und sagt: „Mit 90 geht es erst richtig los“. 2016 bereits blickte der weltbekannte Dirigent und Anwalt des deutschen Liedgutes auf 70 Jahre Ton-Aufnahmen zurück. Sogenannte Homestories macht der Komponist seit dem Tod seiner geliebten Frau Hilde nicht mehr. Sie starb 89-jährig im Dezember 2008. Ein Schock für Fischer, „denn Hilde ist die Liebe meines Lebens“, sagt er.

Für den Chorleiter ist die „Gotthilf-Fischer-Stube“ in einem Fünf-Sterne-Hotel in Bad Peterstal-Griesbach im Ortenaukreis ein zweites Zuhause geworden. In dem Hotel haben auch Schlagerstar Tony Marshall und Trompeter Walter Scholz „ihre“ Zimmer. Auch diese rustikal eingerichteten Räume sind mit Andenken und Fotos mit Prominenten übersät. In in der „Gotthilf-Fischer-Stube“ sind unter anderem Bilder mit dem Entertainer und Quizmaster Hans-Joachim Kulenkampff (1921-1998), Schlagersänger Bernd Clüver („Der Junge mit der Mundharmonika“, 1948-2011), Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer oder Schauspieler und Fernsehmoderator Joachim Fuchsberger (1927-2014) zu sehen. „Es sind schon so viele davon gestorben“, sagt Fischer etwas wehmütig.

Er selbst fühle sich noch fit. Nach einer schweren Operation an der Halsschlagader Mitte 2012 ist er genesen. Rosig das Gesicht, schlohweiß das Haar – so kennt man ihn und das hat sich nicht geändert.

Seine Karriere begann Fischer als 14-Jähriger an seiner Schule bei Stuttgart, also 1942. Schon bald erregte die Arbeit des Nachwuchsdirigenten Furore und der Kreis seiner Sänger und Chöre wuchs und wuchs.

Die Zeit der großen Welttourneen mit seinen Fischer-Chören, überfüllten Hallen und Stadien ist längst vorbei. Aber noch heute dirigiert Fischer fast täglich einen anderen Chor: Dienstags ist er in Stuttgart, mittwochs in Schwaikheim, donnerstags in Bönnigheim und freitags in Fellbach. „Ein Leben ohne Musik kann ich mir nicht vorstellen. Melodien sind alles“, sagt er. (dpa)