Verräter statt Vertreter

Ich möchte Ihnen, Herr Schröder die Frage nahelegen, was jeder von uns gegen die schleichende Politikverdrossenheit in der Gesellschaft tun kann, statt mit populistischen Parolen immer nur die Verantwortung dafür bei anderen zu suchen. Natürlich ist es Aufgabe von Journalisten, kritisch die Entscheidungen der Politik zu hinterfragen. Das gelingt zum Glück auch vielen Menschen Ihrer Branche, indem sie in die Materie eintauchen, sich Gedanken machen, um dann uns einfachen Bürgern und Zeitungslesern Einblicke zu verschaffen, die wir sonst nicht gehabt hätten. Ihr Kommentar von Seite 2 hat mir leider weder interessante Einblicke verschafft, noch zeugt er von einem reifen Gedankengang. Stattdessen klingt er ganz einfach nach platter Stammtischschelte.

Wenn Theresa May trotz der schallenden Ohrfeige aus ihrer Mehrheit weiter versucht, einen Deal durch das Unterhaus zu kriegen, um noch Schlimmeres zu verhindern, dann finde ich das erst mal beachtenswert, und jeder der nach ihrem Rücktritt ruft, sollte erklären, welchen echten Vorteil dies zu diesem Zeitpunkt für die Briten hätte. Inwiefern sie damit ihr Volk verrät, verstehe ich nicht. Noch abwegiger ist Ihre Einreihung von AKK in die Reihe der Volksverräter. Sie hat sieben Jahre versucht, für eine Million Saarländer eine gute Ministerpräsidentin zu sein, und nimmt nun die Herausforderung an, für knapp 83 Millionen Deutsche gute Entscheidungen zu treffen. Ist jeder Politiker, der vorzeitig ein Amt abgibt, um ein anderes anzunehmen, ein Verräter am Volke für Sie, Herr Schröder? Damit unsere Demokratie nicht dahinsiecht, braucht es mehr Menschen, die sich FÜR etwas engagieren, und weniger Menschen, die schnelle Urteile über andere fällen.