Padre Pio

Zwischen fanatischen Anhängern und erbitterten Gegnern ist die Kontroverse „kochend heiß“ und meistens emotional. Darf ich Sachlichkeit anmelden: Jesus wurde nach römischem Recht verurteilt und hingerichtet. Der modus procedendi ist wissenschaftlich eindeutig festgelegt. Der Verurteilte trug den Querbalken, an welchem seine Arme gebunden waren, über den Nacken zur Hinrichtungsstätte, wo der vertikale Pfahl stand, auf welchem man den Täter „aufhing“. Hätte man den Nagel durch die Handfläche getrieben, hätte dies zur Folge gehabt, dass die Fläche sich sofort unter der Last des Körpers gerissen wäre. Daher wurde der Nagel hinter dem Gelenk, zwischen Radius und Cubitus eingeschlagen – medizinisch einleuchtend. Dass die übliche Kreuzikonerie davon abweicht, ist kein Gegenargument. Es sei denn, jemand hätte ein uraltes Fotobild.

Ich debattiere keinesfalls über das Vorhandensein der „Wundmale“. Ich habe nur objektive Fakten aufgezählt. Als Seelsorger erlaube ich mir, zu schreiben: Wäre es nicht klüger und heilbringender, reale Wunden, die mir tagtäglich begegnen, zu pflegen und zu heilen, anstatt sich an „mysteriösen Extravaganzen“ zu ergötzen? Abbé Pierre und Schwester Emmanuelle trugen keine Stigmata, Martin Luther King ebenso wenig.