Mittelspurfahrer

Im GrenzEcho vom 16.2. fiel mir auf Seite 1 der Titel „Verkehrsrowdys aufgepasst“ auf. Für „calü“ ist also jemand, der auf der Autobahn nicht schnell genug nach rechts wechselt, ein Verkehrsrowdy! Und bei den „Gründen für das Verharren auf der Mittelspur“ wird das Argument „häufiger Spurwechsel ist gefährlich“ gar nicht erwähnt. Dabei sollte man sich doch die Frage stellen, ob bei relativ dichtem Verkehr ein Pkw der z. B. 120 km/h fährt, sich immer wieder rechts zwischen die Lkw’s einordnen sollte, und dann mühselig wieder rauskommen muss, oder ob er nicht besser eine gewisse Strecke auf „seiner“ Spur bleiben soll.

Die Antwort hierauf ist subjektiv und ich weiß, dass nicht die GE-Leser die Verkehrsordnungen in Europa ändern werden. Trotzdem möchte ich das Gegenbeispiel USA erwähnen, wo die Unfallrate niedriger ist als in Europa. Die Verkehrsregeln sind nicht in allen US-Staaten gleich, aber allgemein gilt:

1. Das Tempolimit ist für Lkw’s nicht niedriger als für Pkw’s (Eine Studie aus 1987 zeigte, dass die Unfallrate zunimmt wenn Lkw’s viel langsamer fahren als Pkw’s).

2. Auf mehrspurigen Autobahnen gibt es zwar die Empfehlung rechts zu fahren, aber Überholen ist sowohl links als auch rechts erlaubt, wenn dieses Manöver sicher ist. In der Praxis ist es also so: Wenn man nicht alleine auf der Autobahn ist, sucht man sich die Spur aus, die am bequemsten & sichersten ist, und auf der das Tempo der übrigen Fahrzeuge in etwa dem eigenen Tempo entspricht. Resultat: Man fließt entspannter mit dem Verkehr mit, und das hektische Spurwechseln ist seltener.

Ich bin kein USA-Experte und bestimmt gibt es unter den GE-Lesern welche mit mehr Infos und Erfahrungen. Deshalb wünsche ich mir in Europa eine Debatte über dieses Thema, denn es geht um viele Menschenleben.

Den GE-Artikel finde ich undifferenziert und den „Rowdy“-Titel reißerisch. Ich denke, es gibt schlimmere Vergehen, als zu lange in der Mitte zu bleiben, z. B. telefonieren und simsen am Steuer, nicht blinken beim abbiegen, unangepasste Geschwindigkeit (nach oben und nach unten), usw.

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