Man sollte mit offenen Karten spielen

Sehr geehrte Frau Huppertz,

In Ihrem Leserbrief betonen Sie, dass die stärkste Partei die Legitimität hat, in der Regierung vertreten zu sein. Dies sei so üblich in einer westlichen Demokratie. Nur weil das so im Union-geführten Deutschland ist, heißt das nicht, dass es überall im Westen so sein muss. Ein Beispiel dafür sind die belgischen Wahlen im Jahr 2009. Die N-VA wurde stärkste Partei, aber durch einen Zusammenschluss von Sozialisten, Liberalen und Christdemokraten wurde die größte Partei nicht berücksichtigt und musste für vier Jahre in die Opposition. Wenn Ihnen dieses Beispiel nicht reicht, dann greife ich gerne auf eines aus der näheren Vergangenheit zurück: Raeren 2018. Die Liste, der ich angehöre, wurde stärkste Kraft der Großgemeinde. Trotzdem hat der Ableger Ihrer Partei versucht, den Koalitionspartner „abzuwerben“, indem der Spitzenkandidat der C-Liste das Bürgermeisteramt freiwillig dem Ecolo-Spitzenkandidaten überlassen hätte. Dieser hat aber das Angebot aus Fairness abgelehnt. Wenn diese Koalition jedoch zustande gekommen wäre, hätte es bestimmt keine Einwände von Ihrer Seite gegeben, oder?

Daher würde ich Sie bitten, einen fairen Wahlkampf zu führen und die Ideen in den Vordergrund zu stellen. Wer die nächste Mehrheit bilden wird, entscheidet der Wähler. Es ist jedoch nicht verwerflich, wenn eine bestehende, gut funktionierende Mehrheit weitermachen möchte und dies schon vor den Wahlen ankündigt. Das nennt man „mit offenen Karten spielen“.

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