Kooperation zwischen Deutschland und Russland

In seinem Leserbrief bedauert Herr Meyer, dass die USA seit einem Jahrhundert erfolgreich ein enges deutsch-russisches Bündnis verhindert hätten, um ihre eigene Vormachtstellung zu sichern. Nun, so ganz erfolgreich doch nicht: Zur Zeit der Weimarer Republik gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und Roter Armee, um in Sachen Aufrüstung (vor allem bei Panzern und Flugzeugen) die Beschränkungen des Versailler Vertrages zu umgehen. Sodann gab es 1939 den Hitler-Stalin-Pakt, dessen Folgen zuerst Polen und die Baltischen Staaten, dann ganz Europa zu spüren bekamen. Was hält Herr Meyer denn von diesem Vertrag und seinen geheimen Zusatzprotokollen?

Wann hätte es denn nach 1945 eine Gelegenheit gegeben, zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR ein „enges Bündnis“ zu schmieden, so wie es im Ostblock bestand? Hätte Herr Meyer es gerne gehabt, dass Stalin den Eisernen Vorhang bis zur Grenze zwischen Eupen und Aachen vorgeschoben hätte?

Hätte Herr Meyer es auch lieber gesehen, wenn Westdeutschland statt Demokratie und Marktwirtschaft – bei all ihren Mängeln – das sowjetische System der „Diktatur des Proletariats“ und der Planwirtschaft wie im gesamten Ostblock übernommen hätte, ein System, das bekanntlich im Bankrott geendet hat?

Hätte Herr Meyer es vorgezogen, wegen seiner harschen Systemkritik, die er hier gefahrlos veröffentlichen darf, im Osten seine Tage in Bautzen oder im sibirischen Gulag zu verbringen?

Waren die Länder des ehemaligen Ostblocks nicht heilfroh, sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR unter die Fittiche von EU und NATO flüchten zu können? Bettelten diese Länder nicht geradezu selbst um verstärkte Militärpräsenz und Waffenlieferungen? Was würden die wohl heute zu einem „Merkel-Putin-Pakt“ sagen?