„Klärung unerlässlich“

„Deutschland verrennt sich“: Ich schalte mich nie in Leserbriefe in eigener Sache ein, aber die Bekanntschaft mit den Kommentatoren meines Interviews „Deutschland verrennt sich“ macht eine Klärung unerlässlich. Drei Punkte will ich ansprechen.

Dass mein Verständnis für Positionen der Visegrad-Staaten „tief blicken lässt“, ist tatsächlich zu hoffen: Auch ich bin überzeugt, dass das Abendland auf dem Christentum beruht, und sehe dem Versuch, dieses Erbe durch ein jederzeit verhandelbares kosmopolitisches Menschenrechtspathos zu ersetzen, skeptisch entgegen. Eine EU, die sich von ihren kulturellen Wurzeln abschneidet, kann ich nicht befürworten.

Dass eine Islamisierung nicht stattfinde, weil z. B. in Belgien ja nur 7% der Bevölkerung diesem Glauben angehören, ist naiv. Wem die „gefühlte Wahrheit“ eines Spaziergangs durch Frankfurt (oder Verviers) nicht ausreicht, sei an das Statistische Bundesamt verwiesen (Bevölkerung nach Migrationsstatus regional): Der Anteil der bis zu 6-jährigen Kinder mit Migrationshintergrund lag 2011 (vor der Flüchtlingskrise) bei 35%, in den Städten ab 100.000 Einwohner gar 47%, wobei ein beträchtlicher Teil dieser Menschen muslimischen Ursprungs ist. Was geschieht, wenn die ältere, überwiegend „autochthone“ Generation verschwindet?

Dass die neuen deutschen Mediengesetze nur die ausschließen, die „die demokratische Basis des gesellschaftlichen Zusammenlebens“ verlassen, finde ich kaum beruhigend, sind solche „Konditionen“ doch seit jeher Einfallstore zur Festigung der Macht jener, die, frei nach Orwell, „gleicher“ als die anderen sind. Inwieweit nun die Publikation des Interviews im GE die Meinungsfreiheit der Bundesrepublik „unterstreiche“, ist mir nicht verständlich: Ostbelgien ist spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs Teil Belgiens.