Hat Ebert tatsächlich für die Menschen in unserem Gebiet gesprochen?

Sehr geehrter Herr Schröder, in ihrem Kommentar leiten Sie als Begründung, warum uns in Ostbelgien Eberts Rede zur Eröffnung der Nationalversammlung in Weimar interessieren sollte daraus ab, dass Ebert auch „für die Menschen in unserem Gebiet sprach.“ Was hier fehlt, ist der Hinweis darauf, dass die Wahlen zur verfassungsgebenden deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 in den beiden Kreisen Eupen und Malmedy durchgeführt wurden. Letztmalig stimmten die heutigen Ostbelgier bei einer nationalen deutschen Wahl im Wahlkreis 23 Köln-Aachen mit ab. Die Wahlbeteiligung war dabei sehr hoch. In der Stadt Eupen beteiligten sich 86,8 Prozent der wahlberechtigten Männer und 87,7 Prozent der (erstmals) wahlberechtigten Frauen.

Das Wahlergebnis fiel übrigens konträr zum Gesamtergebnis aus. War im Reich die SPD mit 37,9 Prozent mit weitem Abstand vor dem katholischen Zentrum (19,7 Prozent) und der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP 18,5 Prozent) der Wahlsieger, erhielt die SPD in der Stadt Eupen nur 7,3, das katholisch-klerikale Zentrum aber 78,9 Prozent der Stimmen.

Die DDP kam auf marginale 0,8 Prozent. Mit Ebert leitete also ein Politiker die Nationalversammlung, der von einer überwältigenden Mehrheit der Wähler in Eupen-Malmedy nicht unterstützt wurde. Die direkt gewählten Vertreter im Wahlkreis 23 waren übrigens die Zentrumspolitiker Karl Trimborn, Josef Nacken, Joseph Joos sowie als einzige Frau Christine Teusch, und von der SPD Wilhelm Sollmann und Johannes Meerfeld, die jedoch allesamt nicht aus den Kreisen Eupen oder Malmedy stammten.

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