Der Anschlag im World Trade Center von 1993 jährt sich zum 25. Mal

Blumen liegen am „North Tower Reflecting Pool“ beim 20. Jahrestag des ersten World Trade Center-Anschlags. In der Tiefgarage des World Trade Center in New York hatten Terroristen am 26. Februar 1993 einen Anschlag verübt. | Justin Lane/EPA/dpa

Es ist gegen zwölf Uhr mittags, als Ramsi Ahmet Jussef und seine Helfer einen Lieferwagen in die Tiefgarage des World Trade Center steuern und den Tod Tausender im Sinn haben. Rund 50.000 Menschen halten sich an diesem Freitag im Februar 1993 in den Twin Towers auf, einem Wahrzeichen der Millionenstadt New York. Etwa 15 Minuten später reißt eine heftige Explosion in der Garage mehrere Stockwerke ein. Selbst Angestellte in oberen Geschossen spüren die Erschütterung. Sechs Menschen sterben, 1.042 weitere werden verletzt.

Terrorismus war für die Geheimdienste im Jahr 1993 kein Fremdwort.

Der Autobombenanschlag auf das frühere World Trade Center (WTC) ist heute fast eine Randnotiz, ein Vorbote für das, was sich acht Jahre später an gleicher Stelle ereignen sollte. Im „9/11 Musuem“ rund um die Terrorattacken vom 11.September 2001 erinnern dieser Tage ein paar Schautafeln und ein Modell an die tödliche Detonation im Untergrund. Am Montag (26. Februar) jährt sich der Anschlag zum 25. Mal.

Terrorismus war für die Geheimdienste im Jahr 1993 kein Fremdwort. Anschläge auf zwei Hotels im Jemen sollten im Dezember 1992 etwa amerikanische Marinesoldaten treffen, 1984 hatte eine Autobombe an der US-Botschaft im Libanon 24 Menschen in den Tod gerissen. Nur vier Wochen vor dem WTC-Angriff hatte ein Mann am CIA-Hauptquartier in Virginia zwei Beamte erschossen. Trotzdem dürften nicht viele vermutet haben, dass Terroristen so tief ins Mark New Yorks und in das Herz der Handels- und Finanzwelt zielen würden.

„Der Bombenanschlag auf das WTC war ein Ereignis von gewaltigem Ausmaß, der größte Vorfall, mit dem die New Yorker Feuerwehr in ihrer 128-jährigen Geschichte jemals zu tun hatte“, schrieb der damalige Feuerwehrchef Anthony Fusco in einem Abschlussbericht. Hunderte Male war das Fire Department angerückt, seit die ersten Mieter 1970 in den Gebäudekomplex einzogen, darunter auch wegen eines schweren Brandes über mehrere Stockwerke. Aber auf Hunderte Verletzte, einen 45 Meter breiten Explosionskrater und 1,8 Tonnen Schutt waren die Retter trotz ihrer regelmäßigen Übungen nicht gefasst.

Auf den Knall folgte das Chaos. „Ich war nicht vorbereitet auf das Szenario, das mich in der Lobby erwartete: Der Rauch war so schwarz, dass die Sicht selbst mit einer Taschenlampe nicht mehr als einen knappen Meter reichte“, schrieb Feuerwehrchef Donald Burns. Auch das Wirrwarr aus Feuerwehr, Polizei, Beamten der Eigentümerbehörde Port Authority und Rettungsdiensten, die Opfern mit einer Menschenkette ins Freie halfen, ordnete sich erst langsam.

Vor allem die Fahrstühle stellten die Retter vor ein Problem. Der Großteil der geschätzt 50.000 Betroffenen war nach fünf Stunden in Sicherheit, einige mussten bis zur Rettung aber fast zwölf Stunden im Aufzug bangen. „Ich liebe euch sehr. Seid gute Menschen. Macht wundervolle Dinge in eurem Leben“, schrieb Carl Selinger in einem Abschiedsbrief an seine Familie in New Jersey aus einem „rauchigen Fahrstuhl“. Den handschriftlichen Brief betitelte er als „ein paar Gedanken, wenn ich dazu verurteilt bin, euch jetzt zu verlassen“.

Im Vergleich zu „9/11“ würden sich heute wohl nur wenige an die Attacke von 1993 erinnern, sagt die Museumsbesucherin Debra Donckel. Und der Besucher David Locke, der die Nachrichten seinerzeit aus London verfolgte, meint: „Es kam nicht so schlimm, wie es hätte kommen sollen.“ Plänen der Terroristen zufolge sollten beide Türme zum Einsturz gebracht und auf diese Art Tausende getötet werden.

Die sechs verurteilten Täter sitzen bis heute in Colorado, Indiana, Virgina und West Virginia im Gefängnis. Aber ehe Jussef gefasst wurde, arbeitete er zwei Jahre mit seinem Onkel Chalid Scheich Mohammed an Komplotten gegen die Vereinigten Staaten, darunter auch an der Entführung von Flugzeugen. Mohammed wartet als ein mutmaßlicher Drahtzieher des Anschlags von „9/11“ mit rund 3.000 Toten bis heute im Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba auf seinen Gerichtsprozess.

Kaum ein Winkel im Süden Manhattans wird heute nicht mit Kameras ausgeleuchtet oder von Sicherheitsleuten in Uniform und Zivilkleidung überwacht. Aber könnte das einen Täter mit einem Sprengstoffgürtel wirklich davon abhalten, sich in einer Menschenmenge in die Luft zu sprengen oder etwa am „9/11“-Denkmal das Feuer zu eröffnen? Locke meint, schon die Autobombe aus dem Jahr 1993 habe gezeigt: „Wenn jemand etwas Dummes tun will, ist es schwierig, ihn aufzuhalten.“ (dpa)